polish recovery tug
In der Rubrik Schiffsporträts
hatte ich bereits den polnischen Bergungsschlepper CYKLON vom Typ R27
(kleine Fotos anklicken)(1:25-Modell von Wolfgang Bogdan †)
und damit gleichzeitig den vom polnischen Zeichner
Ryszard Chrzanowski gezeichneten Modellplan
vorgestellt (Die Anschrift von Herrn Chrzanowski erhalten Sie von mir). Von einem Boot der Nachfolgeklasse des Typs R30,
von der BOLKO, hat der gleiche Zeichner 2006 einen neuen Plan herausgebracht.
Der Plan ist für den Modellmaßstab 1:25 erarbeitet und umfaßt 20 (!) Blatt
DIN A1. Die zahlreichen kleineren Details wurden, wie bei Chrzanowski
üblich, im M 1:12,5 dargestellt. Damit genügt der Modellplan wieder höchsten
Ansprüchen und für ihn sollten sich jene Modellbauer interessieren, welche sich
von wirklich guten Modellzeichnungen zu Höchstleistungen anregen lassen. Ein
Drei-Monats-Modell ist die BOLKO damit sicher nicht. Der Bergungsschlepper zeigt
anspruchsvolle technische Details und hebt sich damit erfrischend vom
langweiligen Einerlei der modernen Hafenschlepper ab, bei denen oft einer
aussieht, wie der andere heißt….
BOLKO war das zweite Schiff der neuen Serie. Projektiert
wurden die Schlepper in der Reparaturwerft PROREM in Gdansk. Vorläufertypen
waren die sehr schönen, kleinen Seenotrettungskreuzer des Typs R17
(Modell von Hubert Wagner), welche auch in Deutschland auf
Grund meines detaillierten Modellplans (
halny ) als HALNY oder auch STOLTERA (der DDR)
bekanntgeworden sind und oft gebaut werden. Von Typ R27
(Foto: R. Chrzanowski) kann ich dagegen hier, neben dem
Bogdan-Modell, leider nur das CYKLON-Modell von meinem Freund Werner Zuschke
(Foto: Zuschke, danke Werner, ein schönes Modell geworden) zeigen,
schade!
Die erste Einheit des Typs R30 war
ORP GNIEWKO, die 1981 bei der damaligen Polnischen Seekriegsflotte in Dienst
ging. 1982 wurde ORP BOLKO
in Dienst gestellt und 1987 ORP SEMKO (R-13) als drittes Boot. GNIEWKO war
seither im Marinestützpunkt Gdynia stationiert und der Heimathafen von BOLKO und
SEMKO war Swinoujscie, das frühere Swinemünde. Während alle Boote der Typen R17
und R27 noch in der Werft „Wisla“ in Gdansk gebaut wurden, entstanden die
Bergungsschlepper (teils werden sie auch als „Rettungskutter“ bezeichnet) vom
Typ R30 auf der Kriegsmarinewerft (Stocznia Marynarki Wojennej) in Gdynia.
Stapellauf der BOLKO mit der
Bordnummer R-12 war am 14.19.1981. Bei der polnischen Kriegsmarine stand sie vom
7.11.1982 bis zum 31.5.2005 in Dienst. Die Rumpflinien des Typs R30
entsprechen etwa
denen des Typs R27. Der Rumpf ist in Querspanten-Bauweise aus Stahl geschweißt.
Die unterste Etage des Deckhauses sowie das erste Deck und der Kranmast mit
seinem Kranausleger sind aus Stahl gebaut. Alle Aufbauten darüber (oberes
Deckhaus, Kamin, Mast und Schanzkleider) sind aus Aluminium gefertigt und an das
Stahldeckhaus angenietet.
Die Boote des Typs R30 waren konzipiert für Seenotrettungs-, Bergungs- und Feuerlöscheinsätze. Außerdem konnten von dem Schiff aus Taucherarbeiten durchgeführt werden. Dazu hatten sie eine Dekompressionskammer an Bord. Der Ladebaum des Krans hat eine Hubkraft von 2 Tonnen. Die Schleppwinde steht unter Schutzbügeln mitten auf dem Achterdeck. Mit der Schleppwinde konnten auch Unterwassergewichte gehoben werden. Für diesen besonderen Einsatzfall wurde eine über das Heck hinausragende Rolle montiert. Für Feuerlöscheinsätze gab es neben der Feuerlöschkanone auf dem Brückendeck diverse Hydranten und ein Schaumaggregat. Selbstverständlich hatte das Schiff eine Sprühanlage für den Eigenschutz mit der es sich unter einen kompletten Sprühwasser-Nebel setzen konnte. Zum Ende der Dienstzeit wurde noch ein Gummi-Speedboot LW4 mit Heck-Anbaumotor „Wieterok 8“ nachgerüstet. Es ist anzunehmen, daß dieses Speedboot wie bei der CYKLON quer liegend oberhalb der Schlepphaken-Einrichtung untergebracht war. Die Fotos von R-11 (GNIEWKO) belegen diese Vermutung. Die genannten Modellpläne zeigen dieses Beiboot nicht, sondern zeigen den Bauzustand von 1993.
Der Typ R30 zeigt gegenüber den Booten der Klasse R27 einige hauptsächliche Unterschiede:
- das Hauptdeck hat umlaufend ein geschlossenes Schanzkleid,
- andere Scheuerleiste mit Gummiprofilen vorn und hinten,
- andere Anordnung der Schlingerkiele,
- andere Kontur der Maschinenraumhaube,
- Kran hinter dem Kamin,
- anders geformter Kamin,
- anders geformtes Brückendeck mit anderem Schanzkleid,
- andere Geräte am Mast.
Besonders reichhaltig ist die Ausstattung mit außen liegenden Armaturen, Rohrleitungen, Geräten usw., also Dinge, die den Modellbau erst so richtig interessant machen. In jener Zeit war es auch in Polen noch nicht zwanghaft üblich, alles „Technische“ nach innen zu verlegen, wie das heute bei Neubauten leider oft zu sehen ist. Nach Informationen von Herrn Chrzanowski ist es möglich, die Pläne in jedem beliebigen Maßstab auszudrucken (sie liegen auch bei ihm digital vor!). Deshalb als Anregung von mir eine sog. Planungstabelle für ein BOLKO-Modell, wie ich sie bei meinen eigenen Plänen schon seit Jahr und Tag anbiete:
Maßstab |
Modell-Länge |
Modell-Breite |
Propeller-Ø |
Gewicht |
1:100 |
322 mm |
89,3 mm |
24 mm |
(314 g) |
1:75 |
429 mm |
119 mm |
32 mm |
(744 g) |
1:60 |
536 mm |
149 mm |
40 mm |
1,453 kg |
1:50 |
644 mm |
178,6 mm |
48 mm |
2,512 kg |
1:40 |
805 mm |
223 mm |
60 mm |
4,906 kg |
1:30 |
1073 mm |
298 mm |
80 mm |
11,629 kg |
1:25 |
1288 mm |
357 mm |
96 mm |
20,096 kg |
1:20 |
1610 mm |
446,5 mm |
120 mm |
39,25 kg |
1:15 |
2147 mm |
595 mm |
160 mm |
93,04 kg |
Noch einige technische Daten zur BOLKO: Länge über alles: 32,20 m; Breite über alles: 8,93 m; Konstruktionstiefgang: 3,06 m; Verdrängung: 314 t; Geschwindigkeit: 12,5 kn; Fahrstrecke: 1.800 sm; Treiböl: 15 t; Besatzung: 18 Mann; Seeausdauer: 6 Tage; Motor: 1 Dieselmotor „Cegielski-Sulzer 6 AL 25/30“ zu 1008 kW.
Jürgen Eichardt
Bildtexte:
Foto 1:
An der Brückenwand erkennt man hier die Rohrleitungen der Berieselungsanlage
(Feuer-Eigenschutz); der Schiffsname ist in Messinglettern angebracht.
Foto 2:
Das Brückendeck hält eine reiche Ausstattung mit Geräten für den Modellnachbau
bereit; rechts der A-Kranmast.
Foto 3:
Geräte, Armaturen, Rohrleitungen – wohin das Auge schaut; leider gibt es nur
schwarz-weiße Fotos von dem Boot, dafür aber eine Serie von 180 (!) Stück.
Foto 4:
Blick auf den hinteren Teil des Deckhauses mit der Schleppeinrichtung und dem
Kran; am rechten Bildrand sieht man den Bug eines Speed-Boots.
Foto 5:
Geräteaufstellung auf der Bb.-Seite des Brückendecks. Rechts-vorn die
Steuersäule mit dem Ruderlagen-Anzeiger. Links daneben der Maschinentelegraph.
Foto 6:
Das Horizontal-Anker- und Verholspill für die beiden Buganker auf einem erhöhten
Decksockel.
Foto 7:
Die Backbord-Querab-Ansicht vom Schwesterschiff GNIEWKO (R-11) vermittelt die
wunderschöne Schlepper-Kontur. Das Brückenschanzkleid ist leicht nach vorn
ausgestellt. Die Schlepper tragen das Hellgrau der Marine, doch sie sind
keineswegs farblos - wenn man genau hinsieht und die zahlreichen Farbangaben im
Modellplan beachtet.
Foto 8:
Die Brückenfront ist gerundet und das Brückenschanzkleid hat in die Vorderfront
eingelassene Fenster; der obere Teil vom A-Mast ist schwarz. Die "polnische"
Form vom Mast auch bei diesem Schlepper.