Werferstation für Wasserbomben

depth charges mortar

Planausschnitt / plan sections

Originalfotos

Bei der deutschen Kriegsmarine wurden Wasserbomben bei Zerstörern, Flottentorpedobooten und Flottengeleitern von Stempelwerfern und aus einfachen Sliplagern gegen den Tauchboot-Gegner zum Einsatz gebracht. Abrollbahnen auf dem oder im Heck waren nicht üblich. Minengleise, Räumwinden und Aussetzkräne für das Räumgerät ließen auf den sehr schmalen Achterdecks keinen Platz für zusätzliche Abrollbahnen. Die Einzel-Sliplager waren am Heck an Seite Deck montiert; in der Regel drei Stück je Bordseite. Dagegen standen die Stempelwerfer weiter vorn auf den Seitengängen. Die großen Zerstörer hatten je Bordseite zwei sog. Werferstationen mit Nachladegestellen. Minensucher fuhren Stempelwerfer auch auf dem achteren Aufbaudeck.

In der Regel war es so, daß neben den Stempelwerfern bei kleineren Einheiten ein und bei den Zerstörern – wie in unserer Zeichnung – zwei Nachladegestelle für weitere Wasserbomben aufgestellt waren. Die Schußrichtung der Stempelwerfer war teils querab aber auch im Winkel von etwa 30° bis 45° nach achteraus fest eingerichtet. Werfer und Nachladegestelle waren auf das Deck geschweißte Deckssockel (a) geschraubt. Diese gleichen die jeweilige Balkenbuch und den Deckssprung am Ort der Werferstation in der Weise aus, daß der gesamte Waffenstand auf „waagerechter Ebene“, also parallel zur Konstruktionswasserlinie steht. Zudem waren sie so hoch, daß die Mittellinien der halbschalenartigen Nachlademulden und der Stempelmulde in gleicher Richtung und Höhe lagen. Der Fuß des Stempelwerfers war stets zwischen den Minengleisen angeordnet. Bei Minenaufgaben mußten die Werfer entfernt werden, damit die Minenwagen durchgeschoben werden konnten.

Der Stempelwerfer von 1937 trägt die Bezeichnung Typ „G“. Die feste Rohrerhöhung beträgt etwa 34°. Der Werfer schoß die Wasserbombe mit dem Stempel knapp über die Reling (vgl. Ansicht A). Meistens war es jedoch so, daß die Reling im Bereich der Werferstation wegnehmbare Kettenreling war. Der Stempel war ein Rohrstück (b) mit einer vorn angeschraubten oder angenieteten Lagermulde für die Wasserbombe. Mit einem Stropp (c) war sie angebunden. Es ist denkbar, daß der Stropp eine Lösevorrichtung (d) hatte, welche diese Seilverbindung im Moment des Abschusses durch den Ruck öffnete, sodaß sich die Bombe während des Flugs bis zur Wasseroberfläche vom Stempel lösen konnte. Für den nächsten Wurf wurde der Ersatzstempel in das Werferrohr gesteckt und die nächste Wasserbombe von Hand seitlich herübergeschoben. Die Ersatzstempel lagern griffbereit in Klemmhalterungen (e) an den Nachladegestellen. Zum Auffüllen der Ladegestelle können deren Lagermulden zum Deck heruntergeklappt werden (vgl. Zchng. „Nachladen“). In die Lagermulden sind längs sechs Holzleisten (f) eingeschraubt. Ein Sicherungshaken (g) mit Sicherungsstift hält die Lagermulde in der senkrechten Stellung. Es ist anzunehmen, daß der kleine waagerechte Zylinder (h) am Werferfuß die Aufnahme für die Pulverkartusche ist. An der rechten Seite sieht man eine Reißleine (j), mit welcher der Werfer höchstwahrscheinlich abgefeuert wurde. Die dargestellte Wasserbombe hat einen Durchmesser von 45 cm und das Gehäuse ist 70 cm lang. Sie zählt damit zu den großen Wasserbomben. Glaubt man den Unterlagen, so gab es auch Wasserbomben mit der Bezeichnung „WBD II“, die den gleichen Durchmesser hatten, jedoch nur 57 cm lang waren. Auf einem Foto vom Seitengang eines Zerstörers sieht man, daß der Werferfuß mit einer Blechabdeckung (k) versehen ist.

Noch ein Wort in eigener Sache: Ich hoffe, daß mir der Beitrag „Werferstation“ gut gelungen ist. Gern würde ich weitere Schiffsdetail-Zeichnungen von Ausrüstungsteilen (Waffen, Boote, Decksausrüstungen, Scheinwerfer, Radar-Antennen, Kräne… ) aller deutschen Marinen erarbeiten, weil naturgemäß dafür bei den Modellbauern der „grauen Flotte“ das größte Interesse besteht. Das Problem ist die Beschaffung von Unterlagen. Ich verrate kein Geheimnis, wenn ich sage, daß die nebenstehende Zeichnung aus einer (unvollständigen) technischen Zeichnung entstanden ist, die ich aus Italien (!) erhalten habe. Auf deutsche Archive, Museen und Dienststellen hoffe ich längst nicht mehr. Die dortigen Beamten verhalten sich mehr als „zugeknöpft“. Man bekommt einfacher Unterlagen von der japanischen, von der US-Navy oder auch heute von der russischen oder sowjetischen Marine als von deutschen Einheiten, selbst solchen, die längst außer Dienst gestellt sind!

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