Deckshäuser (Rohbauten/Teil 1)
deckhouses (part 1)
Nach etlichen kleineren Details möchte ich nun einmal größere "Teile" bauen. Ich habe mich entschlossen, vorerst das hinterste der drei Deckshäuser des Zerstörers zu bauen. Alle drei haben zusammen eine Gesamtlänge von knapp 1,40 m und sind am Ende mit einem durchgehenden Deck miteinander verbunden. Ich baue der Einfachheit halber alle drei "Häuser" als einzelne Stücke. Sie werden bei der Endmontage dann so verbunden, daß man den Einzelbau nicht erkennen kann.
(Foto anklicken) Auf das glattgeschliffene Deck schraube
und klebe ich einen Rahmen (1) aus 3-mm-Sperrholz. Im Foto sieht man, daß die
zwölf Holzschrauben in die 6 mm breiten Spanten stechen. Der Rahmen bestimmt den
Umriß des jeweiligen Deckshauses. Selbst wenn die Ecken, wie in diesem Fall,
scharfe Kanten haben, bringe ich bei diesem Rahmen "Freistiche" bzw. Rundungen
(2) an den Ecken an. Auf den Rahmen wird das jeweilige Deckshaus jederzeit
aufsteckbar aufgebaut. Erst wenn das Haus mit allen Details vollkommen fertig
gebaut und gespritzt ist, wird es auf diesem Rahmen festgeklebt.
(Foto anklicken) Den Bau beginne ich mit den beiden langen
Seitenwänden. Wegen des Deckssprungs, welcher bei den FLETCHER-Zerstörern jedoch
sehr gering ausfällt, ist die Unterkante dieser Wände keine vollkommen gerade
Linie, sondern sehr leicht nach unten gewölbt. Diese Wölbung muß sehr genau auf
die als Rechteckplatten mit genügend Aufmaß ausgeschnittenen (Metall-Laubsäge)
0,4-mm-Ms-Bleche übertragen werden. Die entgratete Platte (2) wird
unverwechselbar von innen beschriftet, an Stahlklötze (1) gelehnt und von
Magneten (3) so festgehalten.
Aus einem 5x5-mm-Silberstahl-Stück habe
ich mir für viele ähnliche Fälle demnächst einen Höhenreißer gefräst, gehärtet
und danach mit einer kleinen Trennscheibe an der Spitze noch einmal
scharfgeschliffen. Wichtig ist, daß die Kanten an der Unterseite leicht gerundet
werden.
Mit dem Höhenreißer konnte ich nun den Deckssprung in etwa 5 mm Höhe von außen
an die Blechwand anzeichnen. Im Bild erkennt man den hier vorhandenen Spalt
(a) zwischen (noch gerader) Blechunterkante und Deck.
Um drei Rahmen (Spanten) für den
inneren Aufbau des Deckshauses zu fräsen, war die Breite des Sperrholzrahmens zu
ermitteln. Hier besteht beim Messen die Gefahr, daß sich die scharfen
Meßschenkel des Meßschiebers in das Holz "eingraben". Ich habe deshalb zwei
Stahl-Beilagen (je 13 mm breit) mit gemessen und erhielt auf diese Weise auch
einen verläßlichen Durchschnittswert dieser Breite. Der Digi-Meßschieber hat
122,87 mm angezeigt. 122,87 - 26 = 96,87.
Ich habe drei 0,4-mm-Ms-Bleche mit
rundum 2 mm Aufmaß mit meinen Spanneisen auf eine Sperrholzunterlage geklemmt
und zuerst die Breite 96,9 angefräst...
...danach die Höhe der Rahmen von 38
mm.
Aus Ausfräsen der Aussparung bis auf
einen rundum 4 mm breiten Rand begann ich mit einem 6-mm-Fingerfräser an der
linken Seite.
Nur (!) das linke Spanneisen wird
gelöst...
...und querliegend wieder angezogen.
Das rechte Spanneisen wird auf den Rand gesetzt und so kann der Rest der
Aussparung ausgefräst werden.
Das ist hier getan.
Wir haben drei vollkommen gleiche,
exakt rechtwinklige und maßhaltige Rahmen.
In die Deckshauswand der
Steuerbordseite muß für ein rundes Schiffsfenster eine Bohrung Durchmesser 6,5
eingebracht werden: Vorbohren mit einem Zentrierbohrer, Aufstechen mit einem
6-mm-Fingerfräser (Bild), Vergrößern der Bohrung mit einer
6,5-mm-Maschinenreibahle, Entgraten. Damit sich die Kanten der Spanneisen nicht
in das weiche Ms-Blech und die noch weichere Sperrholzunterlage drücken, liegen
Alu-Blechstücke unter.
Später wird ein Ring (fertig aus der
Vorratsschachtel) hier eingeklebt. Bei der Ansicht von innen (rechts) erkennt
man den eingedrehten feinen Absatz, gegen den später die ebenfalls gedrehte
Plexiglasscheibe gedrückt wird.
(Foto anklicken) Die Deckshauswand (1) ist an eine ebene
Spanplatte geklemmt; gegen dessen Oberkante (6) ein Novotex-Stück (2). Ein
rechtwinkliges Pertinax-Stück (3) ist "verantwortlich" für die Geradstellung des
Rahmens (4). So kann dieser an die Wand gelötet werden. Das Novotex-Stück (7)
habe ich nur zum Fotografieren herangerichtet, damit der Rahmen dabei nicht
umkippt. Das Ganze hat den Sinn, daß beide Oberkanten (5 und 6) exakt auf einer
Höhe liegen, hier soll später das Aufbaudeck angelötet werden.
Drei Rahmen sind in Abständen an die
Steuerbord-Deckshauswand gelötet.
(Foto anklicken) Das Foto zeigt, daß zwischen Unterkante
Rahmen und Sperrholzrahmen noch ein deutlicher Zwischenraum besteht. Die
Deckshauswände sollen schließlich fest auf dem Hauptdeck stehen und nicht die
Rahmen auf dem Sperrholz!
Für die Doppelwasserwaage habe ich ein
Anreißgerät gefräst.
Mit dieser nützlichen Vorrichtung kann
ich in Zukunft z.B. an Deckshauswände exakt senkrechte Linien für Leitern,
Rohrleitungen usw. anzeichnen, aber auch den lotrechten Anriß, wie hier gezeigt,
für das (hintere) Ende einer solchen Wand.
Die Kanten von der vorderen Wand
zu den Seitenwänden sind gerundet. In den Jahrzehnten meiner Modellbaupraxis
habe ich schon verschiedene Methoden angewendet, Rundungen an Deckshaus-Ecken zu
modellieren. Blech biegen geht gar nicht. Richtig gut kann man Blech nicht
biegen, es sei denn, man glüht es aus und baut sich eine entsprechende
"Abkantbank". Wäre das Haus aus Vollmaterial, könnte man einen Abrundfräser
(Radius-Fräser) benutzen. Das geht aber auch nur bei einer 90°-Ecke. Bei den
127-mm-Türmen Mk30 habe ich
die Rundungen aus angelöteten, selbst gedrehten und gefrästen Viertel-Schalen zu
meiner Zufriedenheit gemacht. Das will ich so ähnlich auch bei diesem Deckshaus
machen. Der Unterschied: ich verwende (fertiges) Messingrohr mit einem
Außendurchmesser von 6 mm bei 0,5 mm Wandstärke für die Viertel-Schalen. Zuerst
müssen aber in jedem Fall die beiden betreffenden Wände "in Position" gebracht
werden. Das will ich mit gefrästen Kreuzen machen. Im Bild ist ein Profil im
Teilgerät angefräst. Entscheidend ist das viermalige Maß 2,5. Erst als ich
mitten in der Arbeit war...
...kam mir die Idee, daß ich diese
Kreuzprofile viel einfacher aus einem Stab 10 x 10 mm im Schraubstock fräsen
kann. Wie sagt man: Warum einfach, wenn es auch umständlich geht?
Von den so erzeugten Profilen habe ich
0,8 mm dicke "Kreuze" abgesägt, einen ganzen Berg! Wie viele Deckshäuser will
ich denn bauen? Im Bild sind die Teile bereits getrommelt.
Die Breite der vorderen Wand
(0,4-mm-Ms-Blech) und deren gerade Oberkante wurde auf der Fräsmaschine in
"Maschinengenauigkeit" - besser kann man es nicht machen - gefräst. Kenner
werden an der Stelle sicher fragen: gerade Oberkante? Hat das Aufbaudeck keine
Balkenbucht? Bei den FLETCHER-Zerstörern ist die Balkenbucht der Aufbaudecks
sehr gering (nicht 1/50 der Rumpfbreite, wie das normal üblich ist), also kaum
zu erkennen. Deshalb habe ich mich entschlossen, die Decks in Querrichtung eben
zu bauen! Unten liegt die aus Alu-Blech ausgesägte Balkenbucht-Schablone, die
ich für viele Zeichen- und Konstruktionsarbeiten am Modell-Hauptdeck benötige.
Hier z.B., um die Unterkante der vorderen Wand anzureißen. Diesen leichten Bogen
habe ich dann jedoch mit der Laubsäge "auf den Strich" gesägt.
Die Wand steht auf einer
Pertinax-Platte, ein Kreuz wird mit der Pinzette an der oberen Ecke angehalten
und so festgelötet.
Das Gleiche an der unteren Ecke, immer
sehr genau bündig mit der Kante. Die Lötstellen liegen innen, also darf viel
Zinn sein.
Die Vorderwand wird erst unten an das
Kreuz geheftet...
...dann auch oben. Die Teile werden
stets mit geeigneten Mitteln gegen Verrutschen gesichert.
Die nach außen ragenden Kreuzteile
werden mit dem Seitenschneider mit etwas Aufmaß abgekniffen und dann vorsichtig
zur Fläche bündig gefeilt. In den hier sichtbaren - sehr genau parallelen -
Spalt wird spätere als "Rundung" die Viertelschale eingelötet.
(Foto anklicken) Jetzt kann die Steuerbord-Wand (1) exakt
auf die Backbord-Wand (2) gelegt werden und in dem Zustand kann die vordere
"Länge" bei (a) angerissen werden. Wie bereits bei der (1) wird nun auch die
Länge an der (2) auf der Fräsmaschine angefräst.
Dann erhält auch die Bb.-Wand ihre
Kreuze. (Sorry, undeutliches Foto, doch man erkennt, was gemeint ist)
(Foto anklicken) Die Vorderwand wird eingelötet und dann
werden auch die drei "Rahmen" gegen die Bb.-Wand gelötet. Auf die hier vorn
stehende Seite wird später das Aufbaudeck gelötet, deshalb muß hier alles bündig
sein. Ich achte auch darauf, daß die Vorderwand im Winkel zu den Seitenwänden
steht (Vergleich mit dem Anschlagwinkel). Wenn die Rahmen leicht schräg stehen,
ist das nicht soooo schlimm, sie haben später ohnehin keine Bedeutung mehr. Man
könnte sie sogar wieder entfernen, wenn der "Kasten" Deckshaus fertig ist...!
(Foto anklicken) Hier habe ich das bisher fertige Haus auf
den Rumpf gestellt. Als nächstes sind die Rundungen einzulöten und das hintere
konische Ende des Deckshauses anzufügen.
Wie ich die Viertelschalen aus
6-mm-Ms-Rohr in ausreichender Genauigkeit herstelle, wußte ich bis zu diesem
Zeitpunkt noch nicht. Ich dachte daran, passende Messingstäbe in das Rohr zu
löten, um so mit dem Teilgerät einen Viertelstab zu fräsen. Dazu bräuchte man
aber einen Setzstock für den Teilkopf. Nach dem Entlöten hätte ich dann
Viertelstäbe. Heute morgen beim Frühstück hatte ich die Idee. In 6 mm
lange Abschnitte von 10x10-mm-Messing werden im (exakt rundlaufenden)
Vierbackenfutter geriebene 6-mm-Bohrungen gebohrt.
Auf einer ebenen Platte (hier
Keramik-Unterlage) werden diese Steine auf die Enden der 6-mm-Rohre gelötet.
So kann ich diese "Gebilde" mit etwas
Überstand gut im Maschinenschraubstock spannen. Vom "Ankratzen" an einem der
Steine fahre ich den 4-mm-Fingerfräser exakt 5 mm (die Hälfte der "Steinbreite")
in X-Richtung weiter, steche an dieser Stelle in die Rohrwandung hinein und
fahre die benötigte Länge in Y-Richtung ab.
Das Gleiche nach einer Drehung des
"Gebildes". Es entsteht so ein sehr genauer Viertelstab von ausreichender Länge
und Parallelität (!).
Die Steine werden entlötet - für
späteren Gebrauch.
Das Lötzinn an der Rohrwandung wird
weggedrechselt (Dreikantschaber) und danach können die Viertelschalen sehr exakt
auf Länge abgesägt werden.
Sie werden vorsichtig entgratet und,
wie im Bild zu sehen, passen sie, so wie ich mir das vorgestellt hatte, genau in
den Zwischenraum zwischen den Wänden.
Damit Wände und Rundungsschale beim
Anlöten außen wirklich bündig liegen, drücke ich eine gefräste "Ecke" aus
Pertinax etwa 45° schräg in Pfeilrichtung gegen die (Haus-)Ecke.
Zuerst werden nur die Enden leicht
geheftet.
Danach weitere Heftungen. (Ein sehr
heizstarker Lötkolben, damit dieser wirklich nur die Lötstellen auf Flußtemperatur
bringt!)
Dann wird durchgängig mit relativ viel
Lötzinn gelötet (nur sehr kurzzeitiges Antippen mit der Lötkolbenspitze). Es muß
nicht schön aussehen. Wenn ich zu lange "heize", damit das Lötzinn "verläuft",
besteht die Gefahr, daß alles auseinanderfällt.
Nach dem Verfeilen mit einer
Schlichtfeile - auf keinen Fall trocken, sondern mit Spiritus feilen - sieht die
Außenrundung so aus, wie ich es wollte. Die Feile wird überwiegend längs
angelegt und das "Haus" wird mit der linken Hand gehalten - wenn man die Feile
rechts hält, als Rechtshändler, äh Rechthänder!
Innen sieht die Ecke so aus.
Die hintere Deckshauswand fräse
ich mit den Rundungsübergängen zu den Schrägwänden aus einer Messingplatte aus einem
Stück. Die Schrägwände schließen in einem Winkel von 62° an. Die Platte wird im
28° schräggestellten Schraubstock gespannt und auf Umschlag die Schrägen
angefräst (90° - 62° = 28°), sodaß das hinterste Eckenmaß von 55 mm entsteht.
Dann wird der Schraubstock weitere
31° (Winkelhalbierende zu 62°!) bis auf 59° geschwenkt (28° + 31° = 59°) und an
beide Ecken 1,6 mm breite Fasen über die gesamte "Höhe" der Platte angefräst.
Diese Fasen sind eine gute "Hilfe" für das spätere Anfeilen der Rundungen von Hand.
Vorerst wird jedoch auf 28°
zurückgeschwenkt und Stufen 0,4 hoch werden gefräst. In diese Stufen sollen
später die 0,4 mm dicken Ms-Bleche der Schrägwände gelötet werden.
Vorerst wird eine weitere Stufe
gefräst.
Dann kann die Rundung mit überwiegend
längs angelegter Schichtfeile angefeilt werden.
Weiter geht es im Teil 2 dieser Fotoserie...