375-mm-U-Jagd-Raketenwerfer BOFORS vierrohrig

375-mm-anti-submarine rocket system BOFORS quadruple

Planausschnitt / plan section

(Werksfoto BOFORS)

Zu den modernen, bordgestützten U-Boot-Abwehrwaffen gehören U-Jagd-Torpedos, U-Jagd-Raketen-Torpedos und reaktive Wasserbomben, also solche mit Raketenantrieb. Antriebslose Wasserbomben, die nur geworfen werden, wie sie zu Beginn des Zweiten Weltkrieges noch vielfach gegen Tauchboote zum Einsatz kamen, haben heute fast keine Bedeutung mehr. Massenhaft wurden reaktive WABO´s während des Zweiten Weltkrieges vor allem von der US-Navy und der englischen Royal Navy (RN) aus den sog. Hedgehog-Werfern in ovalen oder runden Aufschlag-Salven von bis zu 24 Stück gegen ein geortetes Tauchboot verfeuert. Die kleinen Wasserbomben hatten ein noch recht „bescheidenes“ Gewicht von 26 kg und ein „Kaliber“ von 127 mm, die Schußweite in Vorausrichtung betrug 244 - 260 m.

Nach dem Krieg wurden die reaktiven WABO´s schwerer und hatten größere Sprengladungen. Dafür wurden sie nun aus Werfern mit geringerer Rohrzahl gestartet. Ich nenne nur ein paar wichtige Namen: dreirohriger 305-mm-SQUID-Werfer der (RN) von 1948, ebenfalls dreirohriger 305-mm-LIMBO-Werfer der RN von 1955, einrohriger 323-mm-WEAPON ALFA-Werfer der US-Navy aus den 60er-Jahren, fünfrohriger 250-mm-RBU-1200-Werfer der SU-Marine von 1956 oder die einrohrigen 305-mm-MENON-Werfer von 1956 bei der italienischen Marine. In Schweden wurde Anfang der 50er-Jahre die 375-mm-U-Jagd-Rakete M/50 entwickelt und für diese bei BOFORS eine vierrohrige Startanlage (Werfer) SR375, welche Thema unserer Zeichnungen ist.

Zwischen 1969 und 1973 wurde zusätzlich ein zweirohriger, 3,8 t schwerer Werfer mit nebeneinander liegenden 375-mm-Rohren entwickelt, welcher noch heute auf kleineren Fregatten und Korvetten gefahren wird (z.B. auf den indonesischen Fregatten der FATAHILLAH-Klasse oder auf der marokkanischen Fregatte L.C.ERRHAMANI). In Frankreich wurden bei Greusot-Loire auf der Grundlage der vierrohrigen BOFORS-Starter auch sechsrohrige Anlagen entwickelt und ab etwa 1967 auf den französischen Kampfschiffen installiert.

Der vierrohrige Werfer ist ähnlich einer Schiffskanone aufgebaut. Es gibt einen Decksdrehsockel, um den die hier kastenartige „Lafette“ horizontal dreht. Das Drehgetriebe ist in diesem Kasten eingebaut. In zwei seitlichen Lagerarmen ist das Rohrbündel vertikal schwenkbar eingehängt. Diese Höhenschwenkung erfolgt wie bei jeder Kanone über ein Zahnsegment (a) und einen Ritzelantrieb (b). Auch dieses Getriebe ist in den Kasten eingebaut. Das Rohrbündel hat wie fast jede Schiffskanone einen Federausgleicher, dessen Aussehen bei Ansicht L dargestellt ist. Mit einer Schwenkachse lagert er in einem Stehlager (c / K-K). Sind alle vier Rohre geladen, so befindet sich der Schwerpunkt des Richtsystems allerdings nahe den „Schildzapfen“. Die Wasserbomben werden nur im Bereich zwischen 15° und 60° abgefeuert. Dabei wird eine eher flache Flugbahn bis zur Wasseroberfläche angestrebt, weil so die Flugzeit am kürzesten ist. Die Sinkzeit bis zur Detonationstiefe kommt ja noch dazu. Beim Hafen- und normalen Seebetrieb, also nicht im Gefecht, liegt das Rohrbündel in der untersten Lage auf zwei Stützen (d) auf und wird zusätzlich von einer Zurrstange (e) gehalten. So bleibt das Getriebe vor Beschädigungen geschützt.

Zum Nachladen wird das Rohrbündel senkrecht nach oben gestellt (vgl. Schnitt G-G). in dieser Stellung ist die Drehachse des Deckssockels gleichzeitig der Mittelpunkt (f in Schnitt A-A) des gedachten Teilkreises, auf dem die Rohre angeordnet sind. Die Rohrmitten sind bei Original genau 700 mm von der  Drehachse entfernt (Schnitt G-G). Die Rohre selbst haben einen Winkelabstand von je 36°. Im Deck ist eine mit einem Schwenkdeckel (g) verschlossene Ladeöffnung. Das jeweilige Rohr wird exakt über diese Öffnung geschwenkt und so kann die nächste Rakete von unten in das Rohr geschoben werden. Ein Sperr-Riegel einer Haltevorrichtung (h) hält die Rakete am hinteren Ring-Leitwerk, damit sie nicht nach hinten aus dem Rohr herausrutschen kann. Bei kleineren Kampfschiffen liegt das Nachlademagazin ein Deck tiefer direkt unter dem Werfer. Bei größeren Schiffen (z.B. bei der HAMBURG-Klasse) ist es mehrere Decks tiefer im untersten Rumpfdeck eingebaut. Der Aufzugsschacht (j) ist dann entsprechend länger. Der Aufzug erfolgt elektromotorisch, oder – im Notfall – auch mit Handkurbeln. Bei den französischen Sechsfach-Werfern haben die Rohre 5 x 36° Abstand. Sie sind also auf einem Halbkreis von 180° angeordnet. Das gleiche Ladeprinzip wurde einige Jahre später bei den WABO-Werfern RBU-1000 (sechsrohrig) und RBU-6000 (12-rohrig) bei der Sowjet-Marine angewendet. Die stets langovalen Verschlußdeckel im Deck lassen allerdings vermuten, daß jeweils zwei reaktive WABO´s gleichzeitig in die Rohre geschoben werden.

Beim Abfeuern stützt sich der austretende Gasstrahl gegen eine schrägstehende Wand (k), die auch als Flammenschutz dient. Solche gerundete Mulden sah man sowohl bei den Booten der HAMBURG- als auch bei denen der KÖLN-Klasse. Damit der heiße Gasstrahl die außenliegenden Elektrokabel nicht beschädigen kann, gibt es am Rohrbündel (l) und an den Seitenträgern (m) Schutzbleche. Die vier Rohre ragen nach vorn den größten Betrag ihrer Länge frei aus dem Grundkörper (n) heraus. Auf Höhe von Schnitt A-A sitzt ein Abstandhalter.

Der Werfer wird von einer Feuerleit-Zentrale aus ferngesteuert gerichtet und abgefeuert. Ein Richten von Hand durch Kurbeln im Bedienungsraum unter dem Werfer ist im Notfall auch möglich. Kurz vor dem Abfeuern werden die Zünder der Raketen ebenfalls über die Haltevorrichtung (h) auf die gewünschte Detonationstiefe eingestellt. Die Raketen werden nacheinander abgefeuert, kürzester Zeitabstand dabei 1 Sekunde. In der Literatur werden drei verschiedene Typen von WABO-Raketen genannt:

-          „M/50“ 250 kg, Schußweite 300 – 830 m

-          „Erika“ 250 kg, Schußweite 600 – 1.600 m

-          „Nelli“ 230 kg, Schußweite 1.520 – 3.600 m

Für den Seitenrichtbereich sind 264° oder auch 240° angegeben. Der Werfer (mit allen Teilen unter Deck) wiegt 7,3 t; die Flammenschutzwand 0,8 – 1 t. Die Decksplatte (o), mit welcher der Werfer auf dem Deck montiert ist, hat eine Größe von 1870 x 2220 mm. Die Richtgeschwindigkeiten für die Höhen- und Seitenrichtung betragen jeweils gleich 18°/sek. Alle vier Rohre werden in etwa 3 Minuten nachgeladen. Die Förderanlage des Raketenmagazins kann 16 Raketen aufnehmen. Der Raketenvorrat pro Werfer ist bei den verschiedenen Schiffsgrößen unterschiedlich.

zurück/back  |  home