76-mm-DP-Geschütz AK176M

76-mm-DP-single-gun AK176M

Planausschnitt / plan section

Zwei Fotos von der ex. Volksmarine-Raketenkorvette HANS BEIMLER (TARANTUL-I-Klasse). Das Boot liegt heute in Peenemünde als Museumsschiff. Museum ship HANS BEIMLER (TARANTUL-class) of the East German Navy. This fighting boat you find in these days in the museum harbor Peenemünde by the peninsula Usedom.

Eine AK176M auf dem Heck einer GRISHA V-Klasse-Fregatte

Im Jahre 1978 wurden bei den sowjetischen Seekriegsflotten die ersten Raketenkorvetten vom Projekt 1241 (MOLNIYA, NATO-Code: TARATUL-Klasse) in Dienst gestellt. Auf dem Backdeck war bei diesen Korvetten erstmals das neue, radargelenkte 76-mm-Universalgeschütz AK176M in Einzel-Lafette installiert. Auch auf den nahezu zeitgleich entwickelten U-Jagd-Korvetten der PAUK-Klasse wurden diese Waffenstände eingebaut. Bis in die jüngste Zeit findet man die AK176-Geschütztürme auf sehr vielen, ähnlich kleinen Fahrzeugen der ex. Sowjet-Marine, der heutigen Marine Rußlands und sogar bei ausländischen Marinen. Ich zähle einige auf, die Aufzählung kann unvollständig sein: TARANTUL- und PAUK-Klassen wurden schon genannt, weiterhin: Fregatten den GEPARD-Klasse, Raketenfregatten der DERGACH-Klasse, Minensucher der GORYA-Klasse, Raketenschnellboote der MATKA-Klasse, Patrouillenboote der MURAVEY-, MUKHA- und SVETLYAK-Klassen sowie auch bei ausländischen Marinen: algerische Raketenkorvetten der DJEBEL CHINOISE-Klasse, chinesische Raketenkorvetten der HOUJIAN-Klasse, indische Raketenkorvetten der KHUKRI-Klasse, polnische Fregatte KASZUB, polnische Patrouillenboote der ORKAN-Klasse, rumänische Fregatten der TETAL-II-Klasse und die vietnamesische Raketenfregatte HQ381.

Das Aussehen des Geschützturms mit seiner geschweißten Stahlkuppel zeigen unsere Zeichnungen. Weil die Schweißnähte sehr markant hervortreten und auch bei einem Modellnachbau, vor allem in großem Maßstab, nicht vernachlässigt werden sollten, habe ich sie diesmal mit S mit dargestellt. Dagegen sind die dünneren Linien (mit L bezeichnet) in meinen Zeichnungen immer sogenannte Lichtkanten. Als Lichtkanten bezeichnet man die Linien, an denen eine ebene Fläche in eine Rundung übergeht.

Die Flächen der Zugangstüren rundum an den Turmseiten sind bündig mit der Turmwand. Die Türen sind samt ihren Scharnieren quasi eingelassen (vgl. dazu Schnitt F-F). Für die Rundungen an der Turmvorderkante habe ich die Radien auf Blatt 1 angegeben. Das ist für einen präzisen Modellnachbau, z.B. aus Messingblechstücken nötig. Einen Geschützturm kann man ohnehin nie als sogenannte Abwicklung aus einem Blechteil sauber herstellen. Der Mittelpunkt der hinteren Turmrundung befindet sich einen kleinen Betrag (a) hinter der Mitte des Drehsockels. Der Sockelflansch (Höhe Schnitt B-B) liegt immer waagerecht zur KWL. Die Waffe selbst ragt, wie üblich, aus einer runden Scheibe, die in einer schmalen Nische des Turms eingebaut ist (Schnitt G-G und Ansicht L), heraus. Die Außenwand dieser Scheibe ist immer metallblank, weil hier Farbe nicht halten würde. Sie würde von den Dichtungen abgestreift. Die Depression der Waffe beträgt von Hand gerichtet -15° bis +85° (-10 bis +80° motorisch!). Die kleine abgewinkelte Öffnung (b) an der Hinterseite des Turms ist keine Auswurföffnung für leere Granathülsen. Das ist offenbar nur eine Lüfteröffnung. Ich vermute, daß die leergeschossenen Hülsen durch den Sockel nach unten in den Rumpf fallen und dort gesammelt werden. Am Geschützrohr erkennt man Rohrleitungen für die Kühlung mit Seewasser (!). In die vordere Turmschräge sind Klappen für Richtoptiken (Schnitt K-K) eingelassen. Bei I habe ich diese Klappe geöffnet dargestellt. Neben der Lenkung der Waffe durch Radar ist also auch ein manuelles Richten möglich. Eine weitere runde Beobachtungskuppel sitzt weiter oben in einer eingearbeiteten Stufe. Bei II sieht man die geöffnete Kuppel und das darunter sitzende Beobachtungsgerät. Auf Blatt 2 habe ich zusätzlich das zugehörige Feuerleit-Radargerät Typ „MR-123 Vympel“ (NATO-Code: BASS TILT) mit einer Reichweite von 45 km im gleichen Maßstab mit gezeichnet. Jedes Kampfboot, das die AK176M fährt, hat dieses Leitgerät an Bord. Man findet es in der Regel etwas höher und weiter hinten auf den Aufbauten.

Selbstverständlich erkennt man auf den diversen Fotos von diesen AK176-Türmen wieder zahlreiche Varianten. Oft haben die fünf Türen keine eingeprägten Sicken, wie bei III für die hinterste Tür dargestellt, die Verrippung (c) des Decksockels sieht anders aus (IV) und anstelle der schräg stehenden „Kästen“ (d) sieht man oft nur flache Platten (V). Der Drehsockel des Radargeräts ist im Übrigen von einer Persenning-Schürze (e) verdeckt. Nach im Internet veröffentlichten Fotos soll es jetzt diesen Turm auch mit abgeschrägten Außenflächen (Stealth-Eigenschaften) geben. Damit folgt die heute russische Marine nur einem internationalen Trend.

Noch einige Zahlenangaben zum Waffenstand: Die Feuergeschwindigkeit ist wahlweise einstellbar: 30, 60 oder 120-130 Schuß/min. Das Rohr ist 60 Kaliber lang und hat einen Drall von 24 Nuten. Die Kanone wiegt 821 kg und ist 4,4840 m lang. Eine Granathülse wiegt komplett 12,4 kg, davon das Geschoßgewicht 5,9 kg, es ist 355 mm lang mit einer Sprengladung von 480 g. Die Mündungsgeschwindigkeit beträgt 980 m/sek. Aus einem Rohr können 3.000 Schuß abgefeuert werden, dann ist es verschlissen. Das Magazin liegt unter Deck und faßt 220 Schuß. Der Rohrrücklauf beträgt 38 – 50 cm. Die maximale Schußweite beträgt 15,7 km und die Steighöhe 11 km. Die Streuweite des explodierenden Geschosses beträgt 8 m. Das Flugzeug wird also nicht von einem Projektil getroffen, sondern von dessen zahlreichen Splittern. Der gesamte Turm wiegt über 10 t. Die Richtgeschwindigkeiten nach der Seite: 14°/sek. von Hand und 35°/sek. motorisch und nach der Höhe: 13°/sek. von Hand und 30°/sek. motorisch. Daran ist zu erkennen, daß die Waffe gegen schnellfliegende Ziele von Hand kaum wirkungsvoll zu steuern ist. Das trifft aber nicht nur für dieses Geschütz zu.

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