Schlauchboot/Rettungsinseln (Kriegsmarine)

Life rafts (Kriegsmarine)

Planausschnitt / plan section

Im Plan finden Sie vier verschiedene Typen von Rettungsinseln und ein ovales Schlauchboot (3,5 m lang), wie es oft auf kleineren Kampfschiffen im Gebrauch war.

Bei dem Foto sieht man bevorzugte Unterbringungsmöglichkeiten an Bord: hier in Aufschwimm-Lagern am Brückenschanzkleid und ebenfalls senkrecht stehend hinter dem Schornstein. Die Stellagen sind so beschaffen, daß die Rettungsinseln beim Untergang des Zerstörers selbstständig aufschwimmen. Daher war der Raum oberhalb der Rettungsinseln möglichst "unverbaut".

Hier sieht man gleich vier Rettungsinseln außen am Splitterschutz des 150-mm-Zwillingsturms von Z39.

Hier liegen jeweils mehrere Inseln übereinander: seitlich neben dem hinteren E-Meßstand und auf den vorderen Enden eines Torpedorohrsatzes (ebenfalls Z39).

Auf Fotos von den Kampfschiffen der deutschen Kriegsmarine sieht man immer wieder im Aufriß quadratische Rettungsinseln. Diese Rettungsmittel findet man in Stellagen seitlich an den Splitterschutzgehäusen von Rohrwaffenständen oder auf deren Dächern, zu mehreren übereinander auf den vorderen Rohrenden von Torpedorohrsätzen, auf besonderen Konsolen oder an anderen Orten. Die leichten Stellagen sind jeweils nach oben offen, damit die Rettungsinseln beim Untergang des Schiffes von selbst aufschwimmen können. In der Regel (nicht immer) ist auch der Raum oberhalb dieser Lagerstätten "unverbaut", damit diese Schwimmkörper möglichst nicht an Aufbautenteilen hängen bleiben. Dank der Unterstützung von Herrn Hans Gally, der mir technische Unterlagen zu diesen "Quadratinseln" zur Verfügung gestellt hat, war es mir möglich, die auf unserem Schiffsdetailblatt unten dargestellten vier Typen für den Modellnachbau aufzubereiten. Dankeschön an Herrn Gally an dieser Stelle. Die Außenmaße sind mit 1,75 x 1,75 m in etwa gleich. So konnten die Inseln je nach "Materiallage" in die vorhandenen Lagerstätten an Bord gegeben werden. Lediglich der Typ VW57 ist kleiner, dafür etwas dicker. Beurteilt man die wenigen vorhandenen Fotos, so läßt sich einschätzen, daß der Typ VW55 vermutlich am häufigsten in Verwendung war. Dieses Floß ist aus dünnwandigem Blech (Wandstärke nur 0,63 mm!) gefertigt und stellt so einen geschlossenen Hohlkörper dar. Außen sind diverse Holzleisten (a, etwa 2 x 2 cm) als Versteifungen der doch sehr dünnen Hülle befestigt.

Komfortabel waren diese Rettungsinseln nicht. Es waren wirklich nur Notschwimmkörper für die Schiffbrüchigen, die nahezu hilflos auf ihnen in der See treibend auf Hilfe hofften. Bei anderen Marinen gab es zu der Zeit noch wesentlich spartanischere Rettungsmittel. Z.B. hatten die Kampfschiffe der US-Navy neben ähnlichen Rettungsinseln mit rechteckigem Aufriß auch nur lange Leinen mit auf Abstand aufgefädelten Kork-Schwimmkörpern zum Festhalten und diese kamen dann in Seegebieten zur Anwendung, in denen die Gefahr von Haifischen recht groß war. Auf den Rettungsinseln konnte man wenigstens halbwegs trocken sitzen. Die Unterlagen nennen pro Insel 9 Mann Tragfähigkeit. Wenn man davon ausgeht, daß an jeder Längsseite zwei Mann mit den Füßen nach innen sitzen, so kann man schon fragen, wo hält sich der 9. Mann auf? Am Außenrand und oben auf den Inseln sind jeweils Greifleinen befestigt und der Innenraum ist bei drei Inseln mit Gurten (b) „ausgewebt“. Die Greifleinen sind durch Ösen geschoren, an aufvulkanisierten Doppelungen (c) angenietet oder angenäht. Die aufsitzenden Greifleinen vom Typ VW56 sind aus mehreren Teilen zusammengespleißt und an ovale Gummiplatten (d) genäht. Bei den Rettungsinseln scheint es kein oben und unten zu geben. Beide Seiten sind jeweils gleich gestaltet. Beim Typ VW56 dient der kreisrunde Innenraum offenbar nur als Unterbringungs-Öffnung für ein Teil des Floßzubehörs. Die Unterlagen nennen hier: 2 Paddel (offenbar 1,3 m lang?), 1 Treibanker, Notproviantbeutel und Notsignalbehälter, 1 Notsignalflagge. Außer dem VW55 haben die drei anderen Flöße Korkfüllungen, sie sind daher recht schwer: knapp zwei Zentner, das VW55 ist mit 70 kg etwas leichter. Offenbar wurden die Flöße in der Werft selbst gebaut, denn auf den Zeichnungen steht: Kriegsmarinewerft Wilhelmshaven. Nach einer Farbtonübersicht der eben genannten Werft war die "Schlauchbootfarbe" gelb (RAL 1003). Die gleiche Farbkarte vermerkt aber auch für "Rettungsbojen" (Das könnten die hier dargestellten Rettungsinseln sein? Gelegentlich werden aber auch Rettungsringe als Rettungsbojen bezeichnet) den Farbton kaiserrot (RAL 3010). Glaubt man den Schwarz-weiß-Fotos so können gelegentlich beide Farbtöne zutreffen - oder aber auch der ganz normale (graue?) Tarnanstrich der übrigen Aufbautenteile. Wobei zu sagen ist, daß man Farbtöne ohnehin nie aus Schwarz-weiß-Fotos "herausdeuten" kann. Im Bordbetrieb waren die Rettungsinseln teils mit leicht lösbaren Persenningen abgedeckt und von Bändern gehalten, die offenbar auch leicht zu lösen waren.

Für den Modellnachbau kommt man nicht umhin, einen ausreichend langen Profilstab zu fräsen (Viertel- oder Halbkreis-Profilfräser!), von dem man die entsprechend langen Stücke abschneidet. Je zwei Gehrungen von 45° werden anfräst und dann je vier Stücke zu einem "Ring" zusammenfügt. Eine interessante Aufgabe wird dabei die Anfertigung der Flöße vom Typ VW56 mit dem besonderen, doppelt gerundeten Profil sein.

Im oberen Teil meiner Zeichnung habe ich nach einer Unterlage, die mir der Hobbyfreund Peter Hurler vor längerer Zeit übereignet hat, ein im Original etwa 3,50 m langes Schlauchboot mit der bekannten Typenbezeichnung M. II dargestellt. Auch für diese Hilfe möchte ich mich wieder bei Peter Hurler herzlich bedanken. Das Schlauchboot habe ich in meiner Fotosammlung häufig an Bord von TS-Booten gefunden; teils in zwei Exemplaren je Boot. Gegenüber diesem Boot mit den aufgebogenen Enden sieht man auch Schlauchboote mit flachen Enden, als reine Notrettungsmittel, die in der ovalen Öffnung nur ein eingebundenes Netz haben. Diese Boote würde ich als ovale Rettungsinseln bezeichnen. Das M. II hat dagegen einen dichten Boden. Dieser ist in Querrichtung mit einvulkanisierten Holzleisten versteift. Auf halben Durchmesser des "Schlauchs" sind drei Duchten befestigt. Die beiden vorderen (in meiner Zeichnung rechts) sind Ruderduchten. Für die Riemen gibt es je "Bordseite" zwei Dollen (e) und Klampen (f), an denen die Riemen gesichert werden können. Hinten gibt es an Backbord eine Stropp-Klüse (g) für das Einstecken eines Steuerriemens. Um das ganze Boot herum fährt durch Messing-Ösen ein endlos gespleißtes Kokostau (Durchmesser 25 mm). In dieses sind zwei Schlepphahnepots (h, Durchmesser 15 mm) so eingespleißt, daß mehrere Schlauchboote hintereinander in Schlepp genommen werden können. Der Bootsboden ist mit drei angeformten "Kielen" (j) versteift und in der Mitte gibt es hinten sogar ein kleines Schwert (k). Die insgesamt fünf Riemen dürften etwa 1,8 bis 2 Meter lang sein.

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