105-mm-Zwillingsflak C/31 (Kriegsmarine)

105-mm-twin-AA-gun C/31 (Kriegsmarine)

Planausschnitt / plan section

Fotos an Bord der PRINZ EUGEN aufgenommen

105-mm-Zwillingsflak C/31

 Ab 1929 wurden auf den deutschen Kreuzern der K-Klasse Zwillings-Flak-Lafetten C/25 mit zwei 88-mm-Kanonen eingebaut. Diesen Waffenstände waren noch offen, ohne jeden Splitterschutz. Besonderes Merkmal war der sehr große Abstand der beiden Waffen. Diese Tatsache führte besonders bei geringen Rohrerhöhungen zwangsläufig zu einem Seitenverriß mit erheblicher Streuung, denn beim Abfeuern einer Waffe (oder auch bei nicht ganz gleichzeitigem Feuern aus beiden Rohren) wirkten unkontrollierte Kräfte auf das Schwenkgetriebe. Daher wurde für die Waffen die bessere Zwillingslafette C/31 (C/31 steht wahrscheinlich für das Konstruktionsjahr 1931) entwickelt. Oberstes Ziel bei dieser Konstruktion war, daß die Rohrmitten nun möglichst nahe beieinander liegen. Diese neue 88-mm-Zwillingslafette C/31 hat sich bewährt, denn sie wurde in großen Stückzahlen gebaut und auf Kampfschiffen installiert (vgl. meine Schiffsdetailzeichnung sd125).

Für die später entwickelten 105-mm-Schnellfeuerkanonen C/33 nutzte man die 88-mm-Lafetten als Geschützbasis. Die neuen Kanonen wurden so passend konstruiert, daß man sie einfach in diese Lafetten einhängen konnte. Diese Bauform ist Thema unserer Detailzeichnung. Erst viel später konstruierte man eine angepaßte, aber sehr ähnliche Zwillingslatette C/37. Dazu ist noch zu sagen, daß es mehrere verschiedene Formen des Splitterschutzes gab. In meinen Zeichnungen habe ich den Splitterschutz hier so dargestellt, wie er für die 105-mm-Zwillingsflak´s auf dem Kreuzer PRINZ EUGEN ausgeführt war, also mit senkrecht stehender Rückwand.

Der Waffenstand stellt in seinem mechanischem Grundaufbau eine Vergrößerung der 37-mm-Doppellafette C/30 dar. Der Ständer (1) trägt oben in zwei parallelen, in Schußrichtung liegenden und waagerechten Achsen die beiden Wiegenträger (a). Diese Wiegenträger können nach beiden Seiten bis maximal 17° geschwenkt werden (so dargestellt beim Schnitt B-B). (Die viel einfachere Version, daß man beide Waffen in einer Wiege zu einem "Block" zusammenfaßt und nur diese eine Wiege kantet, hat man offenbar für nicht "kompliziert" genug gehalten?) Mit diesem Schwenken wird es möglich, die Schiffsbewegungen so auszugleichen, daß die Achsen der Schildzapfen (b, Schnitt F-F) immer in horizontaler Lage sind. Man nennt das Kanten der Waffen, die gesamte zugehörige Mechanik Kanteinrichtung und den Mann, der diese Einrichtung bedient, den Kantschützen. Damit beide Waffen gleich kanten, sind sie an der Vorderseite des Ständers mittels zweier Hebelarme (c) und einer Kuppelstange (d) verbunden. Der Schnitt B-B, in dem eine maximale Kantung nach links dargestellt ist, vermittelt einen etwas falschen Eindruck. Eigentlich hätte ich die Hebel (c) senkrecht und die Mittelachse des Ständers dagegen 17° schräg zeichnen sollen.

Zwischen den Kantachsen liegt mittig und auf gleicher Höhe die Horizontierachse (e). An dieser Achse hängen in zwei Nadellagern an der vorderen Fläche (f) alle Richtantriebe, die Zieloptiken, die Sitze für die Richt- und den Kantschützen und vor allem der vordere Teil des schweren (etwa 5 t) Splitterschutzes. Der hintere Teil des Splitterschutzes hängt mit einem etwas schrägstehenden Querbügel (g) am kleineren hinteren Lager (h) (vgl. Ansicht Q). Den Schwenkmotor am Ständer habe ich mit (a´) bezeichnet. Das Ritzel der Kantmaschine bewirkt das Kanten am Zahnbogen (j).

Die Höhenricht-Zahnbogen (2) sitzen im Gegensatz zum 37-mm-Zwilling hier außen an den Wiegenträgern (links beim Schnitt B-B). Sie sind spiegelbildlich ausgeführt und die "Erleichterungs-Ausfräsungen" zeigen nach innen! Auf Fotos kann man erkennen, daß es auch Zahnbogen mit ganz durchbrochenen Flächen gibt. Angetrieben werden die Zahnbogen von den Höhenricht-Ritzeln (k). Die Ritzel sind per Getriebe so miteinander verbunden, daß beide Rohre stets die gleiche Erhöhung erhalten. Der Höhenrichtbereich wird von je zwei gefederten Hartanschlägen (l) begrenzt. Mit ihren Stößeln stoßen sie an den Anschlägen (m) an.

Die maximale Depression beträgt bis zu -8°. Aus diesem Grund ist der vordere Teil vom Splitterschutz mit zwei gerundeten, schrägliegenden Mulden gestaltet (vgl. Ansicht P und Schnitt O-O). Zwischen diesen Mulden gibt es eine nach oben gerundete Fläche. Darunter befindet sich z.B. der Kopf des mittig sitzenden Kantschützen. Seine Kantoptik hat ein kleines rundes Fenster nach vorn und zwei seitliche Fenster. Er hat also die Möglichkeit, mit Blick nach vorn den Waffenstand waagerecht zu halten oder auch durch die Seitenfenster den Horizont auf einer bestimmten Höhe zu halten. Die beiden Richtschützen sitzen seitlich daneben. Ihre Richtoptiken ragen innerhalb zweier Kuppeln (n) aus dem Splitterschutz heraus. Über diese Kuppeln werden beim normalen See- und Hafenbetrieb Schutz-Blechkappen gestülpt. Der Höhenricht-Schütze - die sogenannte Höhennummer - sitzt rechts und die Seitennummer links. Seitlich ragen unter nach vorn offenen Blechkappen (o) noch sog. Zielsucher heraus (vgl. Ansicht P).

Die Schildzapfenlager (p) ragen an den Wiegenträgern weit nach hinten heraus. Das ist nötig, damit die Waffen auf höchste Elevation von +80° gekurbelt werden können. Die massiven Bodenstücke der Rohre dürfen dabei nicht am Ständer anstoßen und auch ihr Rücklauf beim Abschuß muß gewährleistet sein, ohne daß sie auf Deck aufschlagen. Weder bei großen Rohrerhöhungen noch bei Depressionslagen ist das Nachladen der Waffen mit den schweren Patronen von Hand möglich. Für das Nachladen müssen die Waffen in eine relativ bequeme Schräglage gefahren werden. Ein Lademotor (q) unter einer Blechabdeckung treibt über eine Zwischenwelle Gummiwalzen im Bodenstück. Diese ziehen die schweren Patronen sehr schnell in den Laderaum hinein. Die Waffen haben einen Fallblockverschluß und können übrigens an beiden Seiten der Lafette eingebaut werden. Es gibt also keine linken und rechten Ausführungen. Alle Bedienelemente am Bodenstück können mit wenigen Handgriffen und nur mit einem Schraubenzieher (!) auf die jeweils außenliegende Seite gewechselt werden. Deswegen sind auch die Anlageflächen für die Höhenricht-Zahnbogen beidseitig am Waffengehäuse vorhanden (vgl. Schnitt E-E). Unter den Blechabdeckungen befinden sich mittig die Rücklaufbremse (r) und die zwei Federvorholer (s).

Die Schildzapfen (b) sind auf der Länge der Waffe so angebracht, daß diese ausgewogen in den Schildzapfenlagern liegt. Federausgleicher sind daher hier nicht nötig. Die Waffen können von einem zentralen Leitstand oder am Geschütz selbst abgefeuert werden. Sie können einzeln oder beide Waffen zugleich schießen. Das Richten erfolgt in der Regel elektromechanisch oder (im Notfall und kaum effektiv, weil viel zu langsam!) auch von Hand. Im Geschütz sitzen 5 Mann "Besatzung" und hinter dem Geschütz stehen der Geschützführer und mehrere "Ladenummern". Unter den ungeschützten Mannschaften gab es im Krieg die größten Verluste...

Während bei den Flakgeschützen in der Vergangenheit die Zünderstellmaschinen noch auf Deck neben den Geschützen standen, hat man bei diesem Geschützstand diese Apparate (4) an den Seitenwänden des Splitterschutzes fest angebaut, und zwar so schrägstehend, daß ihr vorderer Teil mit dem herabklappbaren Stück (t) innerhalb des Gehäuses liegt. Die Seitenwand hat dazu einen rechteckigen Ausschnitt (Blatt 2 Mitte-rechts). Hier habe ich die besonders geformte Klappe (u), die diesen Ausschnitt zum Teil verschließt, geöffnet dargestellt. An der Rückwand sind an jeder Seite drei Einzelklappen. Die obere (v) wird beim Gefecht nach innen geschlagen (w). Die Klappe (x) darunter wird zuerst nach unten an die untere Klappe (y) geschlagen (z) und dann beide nach außen (a´) an den Träger der Zünderstellmaschine. Ein Riegel (b´) hält sie dort fest. Bei der Abbildung (4) habe ich die eingelegte Patrone gestrichelt mit dargestellt. Bei geschlossenen hinteren Klappen hat man recht wenig Einblick in das Innere des Splitterschutzes - auch beim Modell. Die Einrichtung des Innenraumes auf Blatt 3 habe ich daher nur für das allgemeine Interesse mitgeliefert. Kaum jemand wird das so bauen wollen. Zudem entsprechen diese beiden Abbildungen weitgehend der Lafette vom 88-mm-Zwilling. Es ist anzunehmen, daß die Inneneinrichtung mit Armaturen usw. bei der "Zehn fünf" erheblich anders aussah. Dafür standen mir aber keine Unterlagen zur Verfügung. Der Decksockel ist stets sehr niedrig. Steht die Waffe auf einem Deck mit Decksprung, so ist der Sockel so hoch, daß zwischen dem vorderen Boden des Splitterschutzes und dem Deck immer noch ein Abstand von etwa 10 cm besteht (vgl. Blatt 3 unten).

Zur Entlastung der Richtgetriebe beim Seegang werden die Waffen in Ruhestellung mit Zugankern (c´) und Gegenstützen (d´) gegen das Deck gezurrt (Blatt 1 rechts-unten). Die Form dieser Teile sieht man bei der Abbildung des Waffenstandes von hinten (Ansicht Q). Bei der Seitenansicht (Blatt 2 oben) habe ich die Zünderstellmaschine zur Vereinfachung nicht in der richtigen schrägen (und sehr aufwendig zu zeichnenden) Projektion dargestellt! Weil beide Zünderstellmaschinen nicht (!) spiegelbildlich sind, habe ich die Maschine für die rechte Seite auf Blatt 1 unten-links gesondert gezeichnet. Die große Ablesescheibe sitzt in der Ansicht von vorn immer rechts an dem großen Gehäuse!

Noch einige bekannte Zahlenangaben zum Waffenstand: Eine Waffe C/33 wiegt 4560 kg und ist 6,84 m lang, davon der Patronenraum 698 mm, das sind 7,31 dm³. Der gezogene Teil des Rohres ist 5531 mm (das sind fast 53 Kaliber) lang. Es sind 36 Züge (1,3 mm tief und 5,5 mm breit) mit ansteigendem Drall (1:55 bis 1:35) eingeschnitten. Das Geschoßgewicht: 15,1 kg, die Pulverladung in der Patrone: 27,35 kg, die V°: 900 m/sec, Gasdruck: 2850 kg/cm³, Lebensdauer eines Rohres: 2950 Schuß, Schußweite: 17,7 km, Schußhöhe: 12,5 km (bei +80°), Feuergeschwindigkeit: etwa 15 Schuß/min. Der gesamte Waffenstand wiegt fast 28 t, Höhenrichtgeschwindigkeit: 10°/sec (1,75°/sec von Hand), Seitenrichtgeschwindigkeit: 8°/sec (1,5°/sec von Hand), das Schlachtschiff BISMARCK führte z.B. pro Rohr 425 Patronen als Gefechtssatz mit.

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