Torpedoschnellboot HERMELIN

Power torpedo boat HERMELIN

Planausschnitt / plan section

Fotos / photos

Color-Bild von HERMELIN (Danke Gerhard (Frenzel) für die Farbgrafik)

Eine GfK-Rumpfschale im M 1:25 und mit dem richtigen Außenhaut-Knick im Achterschiff können Sie sich laminieren lassen. Nehmen Sie dazu Kontakt zu mir auf (juergen-eichardt@web.de oder 0721-47040072) und besuchen Sie diese Seite.

Torpedoschnellboot HERMELIN 

In der Zeitschrift MODELLWERFT hatten wir das Torpedoschnellboot KRANICH vorgestellt. Das Original war bis 2006 als Groß-Exponat im Schiffahrtsmuseum Bremerhaven vorhanden, mußte aber wegen zunehmenden Verfalls gesperrt und später abgebrochen werden. Nach übereinstimmenden Insider-Aussagen steht soviel fest: Der KRANICH wäre zu retten gewesen. Es gab einen Förderverein, welcher sich um die Erhaltung des Holzbootes bemühte, es gab guten Willen und helfende Hände. Doch letztlich bereiteten Behörden-Hickhack und Zuständigkeitsgerangel dem Boot dieses glanzlose Ende. Dem Marinemuseum Wilhelmshaven gelang es nur, ein paar Ausrüstungsteile von der Abwrack-Werft in Dänemark zu holen. Das sind: Ein Torpedorohr „Pintsch-Bamag“ und zwei Zielgeräte (Torpedo bzw. Ari). Einen Propeller zusätzlich zu übernehmen war nicht möglich – ein privater Sammler war schneller! Das Torpedorohr wurde vorbildlich restauriert auf dem Freigelände in Wilhelmshaven aufgestellt, die Zielgeräte sollen folgen. Unter diesen Bedingungen wären meine Detail-Zeichnungen sicherlich leicht zu überarbeiten, denn diese hatte ich nur nach Fotoauswertung gemacht. Bleibt zu hoffen, daß es dem Förderverein gelingt, wenigstens eines der noch in Dienst befindlichen Raketenschnellboote der Deutschen Marine als Museumsboot zu erhalten. 

Der vierrohrige KRANICH gehörte der 30 Boote starken JAGUAR-Klasse (auch Klasse 140 bzw. 141) an, die schon ab 1957 in Dienst gestellt wurden. Die Boote sollten im Ernstfall im Zusammenwirken mit dänischen Einheiten die Ostsee-Zugänge überwachen und freihalten und aus der Mecklenburger Bucht anrückende Landungsverbände des Ostblocks abfangen und vernichten. Nach anfänglichen Problemen mit den Antriebsanlagen und trotz der Schwächen bei der Bewaffnung (veraltete ex-Kriegsmarine-Torpedos vom Typ G7a, Flak noch ohne Radarlenkung, keine Raketen-Bewaffnung) hatten sich diese relativ großen Boote doch für ihren Zweck bewährt. Die Unterwassergeschosse waren nur Geradeausläufer ohne Programmsteuerung mit geringer Reichweite und sie waren durch die Blasenbahn gut auszumachen. Deshalb sah die einzig sinnvolle Einsatzkonzeption vor, mit mehreren Booten anzugreifen, die Torpedos gleichzeitig auf allen Booten als Viererfächer loszumachen und sich wie üblich danach schnell und einnebelnd zurückzuziehen. Auf eine Unterstützung durch Marineflieger oder Zerstörer war dabei nicht zu rechnen, weil im Ernstfall nicht mit einer Lufthoheit über der Südlichen Ostsee gerechnet wurde.

Schon während der Dienstzeit der JAGUAR-Boote befaßte sich das Kommando der Schnellboote und die Praktiker in den Schnellbootgeschwadern teils kontrovers mit der Modernisierung der Schnellboot-Waffe. Zunächst wurden weitere zehn Boote der leicht modifizierten ZOBEL-Klasse (Klasse 142) gebaut und zum 7. Schnellbootgeschwader in Kiel zusammengestellt. Sie erhielten verbesserte MB 518 C-Dieselmotoren. Das Klassenboot ZOBEL wurde am 12.12.1961 in Dienst gestellt. Weiterhin erprobte die Bundesmarine zwei norwegische TS-Boote (HUGIN und MUNIN) und zwei englische (PFEIL und STRAHL) - alle vier mit Gleitboot-Rümpfen - um mit diesen Erfahrungen zu sammeln. Man stellt fest, daß diese Boote im Angriff zwar wesentlich schneller waren, jedoch als ausdauernde Waffenplattform zumal bei schwierigen Seegangs-Verhältnissen ungeeignet. Spätere Schnellboot-Typen sollten weiterhin Verdränger-Rümpfe haben. Als neuer Typ war ein 300 t großes Boot (Klasse 143) mit ABC-Schutz, radargelenkten Rohrwaffen, vier Raketen-Startrampen und drahtgelenkten Torpedos angedacht. Dieses Boot war aber in kurzer Zeit nicht zu realisieren. Auch über einen Einheitsrumpf mit verschiedenen Bewaffnungsvarianten (Ari-, Raketen- und Torpedo-Ausführung) dachte man nach. So hätte man nach dem Vorbild der östlichen Marinen Schlaggruppen aus verschiedenen Booten bilden können. Auch die Gedanken über eine Umrüstung der im Grunde sehr gelungenen Boote 141/142 auf Flugkörper-Bewaffnung wurden wegen der zu hohen Kosten bald verworfen.

Als Zwischenlösung vor dem Entstehen der späteren „reinrassigen“ Raketenboote der Klassen 148 und 143 wurden die Boote der ZOBEL-Klasse modernisiert. Äußerlich erkennbar am eiförmigen Radom der M-20-Feuerleitanlage für die beiden 40-mm-Flak. Die vier Torpedorohre mit Schußrichtung schräg-voraus wurden ausgebaut. Stattdessen wurden am Heck zwei Torpedorohre parallel aufgestellt, welche die drahtgelenkten Torpedos Typ „DM2A1 (Seal)“ nach achtern ausstießen. Die Boote wurden danach als Klasse 142 mod. bezeichnet. Meine Skizze zeigt die HERMELIN in dieser Ausführung. An die ursprünglichen, schrägstehenden Torpedorohre erinnern nur noch die im Deckslayout konischen Maschinenraum-/Niedergangs-Kappen und die nach außen gewölbten Scheuerleisten.

Die Boote der Klasse 142 hatten Rundspant-Rümpfe mit Spiegelheck, die im Kompositbau (drei verleimte Lagen Mahagoni auf 69 Alu-Spanten) hergestellt wurden. Die Rümpfe hatten 11 wasserdichte Abteilungen. Auf dem Vorschiff hatten die Boote eine halbhohe Back, welche das Buggeschütz U-förmig umschloß. Die inneren Enden dieser U-Back waren bis zur Bordwand frei zugänglich. Hier waren u.a. acht Munitionsspinde für das Buggeschütz eingebaut. Die wenigen Aufbauten (Brücke und Maschinenraumhauben) waren ebenfalls aus Alu-Blech gebaut. Das M-20-Radom mußte auf einem stabilen Vierbein-Sockel aufgestellt werden, welcher an der Hinterkante eine abgestagte Zweibein-Stenge für weitere Sensoren erhielt. Das Deckshaus hat achtern eine massive Erweiterung, in der sich der ABC-Filter befindet. Der Fahrstand befindet sich nicht mehr im Freien sondern nun innerhalb der Brücke. Hinter und vor dem achteren Geschütz sehen wir drei Spinde für Fla-Munition. Neben diesem Geschütz sind zwei Stahlbänke, auf welche der Torpedo vom Kran aufgelegt wird. Diese Auflageschienen haben nach unten gerichtete Kröpfungen. Diese sind notwendig, damit das Hebezeug, welches im Schwerpunkt des Torpedos sitzt, nach dem Ablegen von diesem gelöst werden kann. Die Ausstoß-Öffnungen der Torpedorohre sind mit Klappen verschlossen, die nach oben öffnen.

Übrigens ist auf den meisten Fotos von den Booten zu sehen, daß die Relinge immer auch mit Persenning bezogen waren, sodaß man von den Aufbauten nahezu nichts sehen kann.

      Als Rohrwaffen fuhren die Boote der Klasse zwei 40-mm-Flak BOFORS L/70 in Einzellafette. Diese Geschützstände hatten, im Gegensatz zu späteren Typen, noch keine Mehrlade-Einrichtungen. Die gebündelte Munition aus Granatpatronen wurde von Ladekanonieren von Hand in Vorratsgestelle an der Rückwand der Waffenwanne gelagert und von zwei weiteren Ladekanonieren, die in Halteringen im Geschütz hinter den Schützensitzen standen (Seegang), von oben in die Nachladeeinrichtung des Waffengehäuses gesteckt. Auf dem Deck gab es, wie üblich bei diesen Waffen, einen Hülsenfangring aus Blech um das Geschütz, innerhalb dessen die leergeschossenen Hülsen gesammelt wurden. Auf vielen Fotos von Booten der Klasse 142 erkennt man an der Vorderfront vom Splitterschutz dieser Waffenstände Halterungen. In der Seitenansicht vom achteren Geschütz habe ich diese senkrechte Rohrhalterung mit eingezeichnet. Nach Aussagen eines ex-ZOBEL-Fahrers sind das vermutlich die Reste einer Startanlage für „Seacat“-Kurzstrecken-Raketen zur Flugzeugabwehr. Mit diesen Raketen wurde auf den ZOBEL-Booten experimentiert. Nach der Umrüstung zur Klasse 142 mod. war offensichtlich eine Zuladung mit Minen nicht mehr möglich. Jedenfalls habe ich nicht ein einziges Foto, welches dieses belegen würde. Für die Minenaufgabe ließen sich in der Indienststellungs-Variante die beiden hinteren Torpedorohre und die an Seite Deck stehenden Munitionsspinde (auf Höhe Spant 5) für die hintere 40-mm-Waffe schnell abbauen. Danach wurden an beiden Bordseiten vom Heck bis nahe an die Rohrdeckel der vorderen Rohre 40 m Minengleise montiert. Diese waren recht breit, sodaß z.B. zwei Grundminen nebeneinander liegend ablaufen konnten.

Di    Die Boote der Klassen 142/142 mod. hatten, wie die JAGUAR-Boote auch, 39 Mann Besatzung. Sie Boote waren in der KWL 39,80 m lang; über alles 42,62 m und 7,10 m breit. Die Höchstgeschwindigkeit ist in der Literatur mit 43 kn angegeben. Nach dem Umbau vergrößerte sich die Verdrängung von 190 auf 220 t womit die Geschwindigkeit  auf max. 38,5 kn fiel. Vollgebunkert waren 31 m³ Brennstoff an Bord.

Der Rumpf hatte im Vorschiff einen Außenhaut-Knick (keinen Spantenknick). Zwei Leisten je Bordseite – eine auf Höhe des Knicks verlaufend - sorgten dafür, daß die Boote relativ trocken fuhren. Die in meiner Zeichnung dargestellten Spantenrisse habe ich aus einem älteren Modellplan übernommen. Schon bei meiner Zeichnung zum KRANICH habe ich bereits festgestellt, daß der Heckspiegel tatsächlich unten eine vollkommen gerade sog. Abrißkante hat. Der scharfe Knick geht danach erst etwa beim Spant 2/3 in eine Kimmrundung über. Dem Zeichner (und auch mir) ist kein ernsthafter Vorwurf zu machen. Vielleicht hat er den falschen Werft-Linienriß in die Hände bekommen. Es ist nicht zu selten, daß in der Planungsfase für ein Schiff/Boot in der Werft verschiedene unterschiedliche Linienrisse gestrakt werden.

Jürgen Eichardt

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