Ari-Richtsäule OGR-7

Gun director OGR-7

Originalfotos

Planausschnitt

Die Ari-Richtsäule war bei der ex Bundesmarine bei nahezu allen Kampfschiffseinheiten vorhanden, welche die 40-mm-BOFORS in Einzellafette fuhren. Diese Schiffsdetailzeichnung im großen Maßstab 1:12,5 kann daher sehr gut als Ergänzung zu meinen Modellplänen pl054/pl055 (TS-Boot KRANICH), pl056/pl057 (TS-Boot HERMELIN) und pl060 (Tender DONAU, hier war die OGR-7 2x vorhanden) verwendet werden. Die 40-mm-Waffenstände auf den Fregatten der KÖLN-Klasse  und den Zerstörern der HAMBURG-Klasse wurden von anderen Richtsäulen angesteuert.

Ari-Richtsäule OGR 7

 Die im Zweiten Weltkrieg und danach enorm gestiegenen Geschwindigkeiten von Kampfflugzeugen machten es erforderlich, daß die Geschütze zur Flugabwehr an Bord der Kampfschiffe mit moderneren Richtmechanismen ausgestattet wurden. Das in der Vergangenheit ausschließliche Richten mit den Geschütz-Richtmaschinen (mechanische Getriebemaschinen) genügte nicht mehr. Leichte Fla-Waffen wurden gar nur mit Körpereinsatz nach Seite und Höhe gerichtet. In der Folge hatten die Geschütze daher elektrische oder elektro-hydraulische Antriebe, später waren sie sogar seegangstabilisiert.

Die Richtmaschinen an den Geschützen wurden bei neueren Konstruktionen nur noch für den Notfall vorgesehen. Grundsätzlich wurden sie von einem Leitstand/einer Richtsäule aus ferngesteuert. Dieser war und ist in der Regel auf einem erhöhtem Deck oder einer speziellen Plattform aufgestellt. Die Position des Geschützes sowie der Richtsäule an Bord wurde so gewählt, daß die Richtbereiche (Bestreichungswinkel) möglichst groß und bis zum Horizont und darunter reichten. Alle Geschütze (Sammelbezeichnung: Rohrwaffen) hatten für die Luftabwehrfähigkeit nun eine möglichst bis zu 90° nach oben reichende „Rohrerhöhung“ aber auch eine sog. Depression. Letztere war nötig, um auch ein kleineres Boot, das sich auf kurze Distanz genähert hatte, zu beschießen. Aber auch bei Schräglage nach der einen Bordseite (Wassereinbruch) will man noch möglichst lange nach der anderen feuern können. Mit der erwähnten Richtsäule ist es möglich, einzelne Fla-Geschütze oder auch die gesamte Fla-Batterie anzusteuern. Der oft zugehörige Rechner gleicht dabei die teils großen Entfernungen der Aufstellorte an Bord aus, damit alle Geschütze ins gleiche Ziel treffen.

Im Moment habe ich meinen neuen Modellplan „Minenjäger WEILHEIM“ im M 1:50 auf dem Reißbrett, dessen Original heute im Marinemuseum Wilhelmshaven zu besichtigen ist. In dem Zusammenhang mußte ich mich auch mit der Ari-Richtsäule OGR 7 befassen, welche bei diesem Minenjäger zur Ansteuerung der 40-mm-BOFORS L/70 in Einzellafette auf dem obersten Deck installiert war. Hersteller der OGR 7 war die italienische Fa. Officine Galileo in Florenz (Teilunternehmen des Finmeccanica-Konzerns mit Sitz in Rom und Basildon, Italien, UK und USA, 7.000 Beschäftigte), welche optische Geräte für Wissenschaft und Raumfahrt, aber auch Feuerleitanlagen herstellt.

Vor diesen Geräten waren zur Lenkung der 40-mm-BOFORS-Waffen fast immer einfachere Richtsäulen mit den charakteristischen seitlichen Schwenkarmen aufgestellt. Weil keine Typenbezeichnung bekannt ist, nennen wir sie hier OGR alt. Bei diesen Säulen stand der Richtschütze mit dem Bauch an ein U-förmiges Schild geschnallt. Die Mittelsäule war in der Höhe verstellbar, damit die Visierhöhe auf die Größe des Schützen eingestellt werden konnte. In der Mitte vor seinem Kopf war auf einem Tragarm ein auswechselbares, optisches Zielgerät, das einem Fernglas ähnelt, befestigt, welches er mit den Schwenkarmen nach Höhe und Seite auf das Ziel richtete. Oben an den Schwenkarmen angebrachte Gewichte erleichterten dabei das Richten. Die Bewegungen wurden von Drehmeldern erfaßt und, verstärkt, an die Geschütz-Richtmaschinen übertragen. Die Richtmaschinen sind bei diesem System so kräftig ausgelegt, daß eine proportionale Bewegung möglich wird. Das Schießen wurde mit einem Knopf am linken Schwenkarm ausgelöst. In der Literatur wird diese Richtsäule (OGR alt) sehr häufig mit der hier behandelten OGR 7 verwechselt. Daher ist es wichtig, daß man entsprechende Angaben mit Fotos „hinterfragt“. Auf den „Dickschiffen“ der Bundesmarine (Zerstörer der HAMBURG-Klasse, Fregatten der KÖLN-Klasse) gab es eine ähnliche Richtsäule, welche allerdings schon moderner war. Diese nennen wir OGR mod und hier saß der Schütze bereits. Der Aufbau der Säule war ansonsten mit der zuvor besprochenen identisch.

Die Richtsäule OGR 7 habe ich auf dem Reißbrett im M 1:12,5 konstruiert weil ich reichlich Fotos hatte und weil nur so ein detailliertes Zeichnen (und Bauen!) möglich war. Wenn man die kleineren Einheiten der ex- Bundesmarine mit OGR 7 baut (TS-Boote, Minensucher) benötigt man für einen exzellenten z.B. 1:25-Bau in jedem Fall 1:12,5-Vorlagen! Die vorgestellte Ari-Richtsäule war bei nahezu allen Kampfschiffen der ex-Bundesmarine, welche die 40-mm-Waffenstände (in Einzel- und Zwillingslafette) fuhren, ständig oder auch nur zeitweise im Einsatz. OGR 7 sah man z.B. auf den/m:

-       Schulfregatten GRAF SPEE, SCHARNHORST, GNEISENAU, RAULE, BROMMY und HIPPER,

-       U-Jägern der THETIS-Klasse,

-       U-Jäger HANS BÜRKNER,

-       TS-Booten der JAGUAR-Klasse,

-       TS-Booten der ZOBEL-Klasse vor der Umrüstung auf das Waffenleitsystem M-22,

-       Raketenschnellboote der ALBATROS-Klasse (hier mit Kuppel),

-       Geleitbooten der WESPE-Klasse,

-       Küstenminensuchern der LINDAU-Klasse,

-       Schnellen Minensuchern der SCHÜTZE-Klasse,

-       Minentaucherboot HANSA,

-       Binnenminensuchern der ARIADNE- und FRAUENLOB-Klassen,

-       Minentransportern der SACHSENWALD-Klasse,

-       Schulschiff DEUTSCHLAND,

-       Versorgern der LÜNEBURG-Klasse,

-       Munitionstransporter der WESTERWALD-Klasse,

-       Bergungsschlepper der HELGOLAND-Klasse und

-       Seeschlepper der WANGEROOGE-Klasse.

Der Gerätesockel (a) ist so hoch, daß die Optik in der schrägen, kreisrunden und mit einer Glasscheibe versehenen Öffnung (b) die Aufbauten des Schiffes/Bootes soweit überblicken kann, daß Sicht bis zum Horizont möglich ist. Das Steuerpult (c) hatte oben einen Windabweiser aus Plexiglas (d). In der Mitte des Steuerpultes befand sich das zweiäugige Okular (e) mit einer Stirnauflage (f), damit der Kopf des Schützen bei starkem Seegang nicht zu verkrampft gehalten werden mußte. Von den zahlreichen Bedienelementen des schrägen Pultes sind folgende Drehschalter in ihrer Funktion bekannt: 1 – Luftzieleinstellungen, 2 – Seezieleinstellungen, 3 – Magazinwahl (bei einem Flak-Zwilling auch nur mit einem Rohr geschossen werden), 4 – Schußwerte-Einstellungen, 5 – Hauptschalter, 6 – Seiteneinstellung (Kompaß ?), 7 – Geschützwahl (bei zwei Geschützen, z.B. bei den TS-Booten). Unterhalb des Pultes war mittig die Steuereinheit (g) mit dem Joystick (h) eingebaut. Mit letzterem werden die Geschütze gesteuert. Der höhenverstellbare Schützensitz (j) wird von einer seitlichen Stütze (k) getragen, welche den Drehmotor (l) überragt. Das Drehgetriebe (m) ist vor dem Motor angeflanscht. In den freien Räumen neben diesem Getriebe (n) stehen die Füße des Schützen. Ein Feststellbolzen (o) sperrt die Drehbewegung der Richtsäule bei Nichtgebrauch. Die Konsole (p) ist wahrscheinlich für den Aufbau eines Justiergerätes vorgesehen.

Als Nachfolgemuster des OGR 7 wurde das OGR 7/3 auf den Raketenschnellbooten der ALBATROS-Klasse (Klasse 143) bekannt. Das Gerät erhielt hier eine Plexiglas-Kuppel und seitliche Türen und war bei dieser Bootsklasse allerdings zur Lenkung der beiden 76-mm-OTO-Melara hinter dem Mast installiert.

Jürgen Eichardt

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