Drohnen-Kran

drohne crane

Aussetzkran für die Minenjagddrohnen PINGUIN B3 auf den Minenjägern der Deutschen Marine (FRANKENTHAL-Klasse, Klasse 332)

Planausschnitt

Stb.-Ansicht des Krans

Hydraulischer Drohnenkran für Klasse 332

Die modernen Minenjagd-Boote der FRANKENTHAL-Klasse (Klasse 332) führen zur Minenbekämpfung in einem Hangar auf dem Achterdeck zwei über Lichtwellenleiter geleitete Minenjagddrohnen Typ PINGUIN B3 mit. Für das Aussetzen und An-Bord-Nehmen dieser Drohnen haben die Boote der Klasse 332 mittig auf dem Achterdeck einen hydraulisch betriebenen Drohnenkran. Obwohl in nahezu allen Veröffentlichungen über die Klasse immer wieder falsch von einem Teleskopkran die Rede ist, kann ich an keiner Stelle der Krankonstruktion ein Teleskop erkennen, bei dem in bekannter Weise mehrere, nach oben immer dünner werdende Teilstücke quasi koaxial auseinanderfahren. Solche Kranarme gibt es – bei anderen Kränen. Offenbar hat der nächste Autor immer wieder den Fehler der vorangegangenen übernommen. Auf der Vorgänger-Klasse 331 war ein Teleskoparm eingesetzt, weil hier die Drohne deutlich leichter war.

Die Drohnen werden aus dem Hangar mit Spezial-Wagen auf Schienen, die leicht divergieren, mit einer Winden-Vorrichtung direkt neben den Sockel geschoben. Dort werden sie vom Kran angehoben und ins Wasser gesetzt. Für ein ausreichendes Verständnis des Kranaufbaus habe ich diesen in zwölf Hauptbaugruppen zerlegt und so gezeichnet. Dazu habe ich zahlreiche Fotos, die ich bei der „Kieler Woche 2008“ aufnehmen konnte, ausgewertet. Direkt auf dem Deck ist ein Fundament (1) angeschweißt. Das Fundament ist, wie üblich, so gestaltet, dass Balkenbucht und Deckssprung ausgeglichen werden. Ein Deckssprung ist bei der Klasse 332 am Achterdeck nahezu nicht vorhanden. Knapp über dem Fundament liegt schwingungsgedämpft ein Rahmen (2). Die Schwingungs-Dämpfung übernehmen sechs wendelartig befestigte Gebilde aus eng gewundenem Stahldraht (a, es ist Edelstahl) zwischen Fundament und Rahmen. Derartige Schock-Dämpfungen sieht man in jüngster Zeit häufig bei Waffen und anderen stoßempfindlichen (Elektronik!) Geräten. Der vordere Teil des Rahmens ist mit diagonal eingeschweißten Vierkantrohren (b) ausgesteift. Auf dem hinteren Rahmenteil steht der unten runde Kransockel (3). Etwa auf halber Höhe dieses runden Teils befindet sich der Drehkranz aus Wälzlagern. Oberhalb von Schnitt D – D hat der Sockel einen quadratischen Querschnitt. Am Kran werden alle Bewegungen von Hydraulik-Zylindern und –Motoren ausgeführt. Teilweise habe ich in meinen 1:25-Zeichnungen (Originalgröße auf dem Reißbrett) die zahlreichen Rohrleitungen und E-Kabel etwas vereinfacht. Die Winde (c) für das Lastseil wird von einem 8-Zylinder-Hydraulik-Getriebe-Motor (d) angetrieben. Den Gesamtverlauf des Lastseils (e) habe ich in der Abbildung auf Blatt 2 dargestellt. Für die Drehbewegung des Kranoberteils sind zwei Hydraulik-Motoren (f) vorgesehen. Am Kopf des Kransockels ist der Kranarm (7) angebracht. Dieser wird von einem kräftigen Hydraulik-Zylinder (11) angehoben. Am oberen Ende des Kranarms schwenkt der Auslegerarm (8). Dessen Bewegung ermöglicht ein weiterer Hydraulik-Zylinder (10). Sowohl der Arm (7) als auch der Ausleger (8) sind jeweils in der Draufsicht kräfterichtig nach außen hin konisch ausgeführt. Beide Arme können so eingeknickt bzw. gestreckt werden, daß eine Reichweite von 1,1 bis 8,3 m erreicht wird. Die kurze Reichweite wird beim Lösen der Drohne vom genannten Wagen benötigt. In der Gesamtdarstellung auf Blatt 2 habe ich die eingeknickte Transportstellung der Ärme gestrichelt dargestellt. In dieser Stellung ist der Krankopf (9) ganz herumgeschwenkt und mit einem Gurt (g) an der Stütze (6) seefest angeschnallt. Weil der Kopf einen großen Bereich herumschwenkt, mußten im oberen Teil des Auslegerarms zwei Seilrollen (h) eingebaut werden. Für das Aufnehmen der Drohne dient ein Fangseil (l). Die ebenfalls hydraulisch betriebene Winde (m) für dieses Seil befindet sich an der rechten Seite des Kranarms. Für das Aufnehmen der Drohne wird unterhalb des Krankopfes mit dem Fangseil eine große Schlaufe gebildet. Die feste Part des Fangseils ist dafür am Ende der ausgeschobenen Einfangstange (n) fest, fährt über eine kleine Rolle (o) am anderen Ende der Einfangstange und über eine Umlenkrolle (p). Die Drohne wird in diese Schlaufe gefahren, das Fangseil angezogen und danach kann der Lasthaken in den Bauchgurt (q) der Drohne eingeklinkt werden. Beim Wassern der Drohne wird mit dem Fangseil der Lasthaken aus der Öse am Bauchgurt der Drohne gezogen. Der Krankopf ist drehbar. Deshalb kann die Drohne mit zwei Seilen (r), am Haken hängend, von Bord aus von Hand gedreht werden.

Für besondere Arbeiten (Bergen von Übungsminen und Torpedos) und auch für die Prüfung des Krans kann am Ende des Auslegerarms an Stelle des Krankopfes auch ein Kopf mit Seilscheiben (12) angebaut werden. Dieser Seilscheiben-Kopf ist an Bord in einer Halterung auf dem Hüttendeck (Deck B) gelagert. Dort kann er vom Auslegerarm gut erreicht und angebracht werden. Auch dieser Kopf hat wegen des weiten Schwenkbereichs vom Auslegerarm zwei Seilscheiben. Einen weiteren kurzen Arm (s) mit einem Block (t) kann man zu besonderen Hebeaufgaben ebenfalls am Auslegerarm befestigen.

Der schwierigste Teil beim Einsatz der Drohne ist das Einfangen nach dem Einsatz. Auch die Wasserung bei unruhiger See ist bei einer Drohne, wie bei einem Mini-U-Boot, besonders schwierig. Ich deute den Schwenkarm (j) mit einer zusätzlichen Seilrolle (k) als Seegangs-Folgeeinrichtung, welche den Aufsetzdruck auf die Wasseroberfläche etwas dämpft. Am unteren, drehbaren Teil des Kopfes ist zur Schonung der empfindlichen Drohne ein Trecker-Reifen als Puffer angebracht. Die etwas über 3 m lange Drohne PINGUIN B3 habe ich auf Blatt 2, am Kopf hängend, mit dargestellt. Die „Waffen“ der Drohne sind die beiden unten anhängenden (in der Zeichnung rot-weiß geringelte Übungsladungen) Minenvernichtungs-Ladungen (MVL´s), welche bei der (Grund-)Mine abgelegt oder bei Ankertau-Minen mit einer Klemmzange an das Ankertau geheftet und nach dem Einnehmen der Drohne ferngezündet werden.

Die Winde für den 1.000 Meter langen Lichtwellenleiter steht bei der Klasse 332 auf dem B-Deck an der Steuerbord-Seite neben dem Bereitschaftsboot (5-m-Speedboot). An beiden Bordseiten des Mutter-Bootes können A-förmige Ausleger mit Wegweiserrollen ausgeschwenkt werden, über welche das Kabel zur Drohne unter Wasser fährt.

Jürgen Eichardt

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