105-mm-SK C/32 ns in 105-mm-MPL C/32 g.E.

105-mm-AA-single-gun

Planausschnitt

Werkszeichnung

Der Waffenstand auf der Back eines gestrandeten Minensuchers

Werksfoto

Werksfoto (Lafette mit Waffe)

105-mm-SK C/32 ns in 105-mm-MPL C/32 g.E.

Die ausführliche Bezeichnung für die Bordkanone, welche hier vorgestellt wird, lautet: 105-mm-Schnellfeuerkanone von 1932 (C = Konstruktionsjahr) mit neuem Schutzschild (ns), aufgehängt in einer 105-mm-Mittelpivot-Lafette, ebenfalls 1932 konstruiert, mit großer Erhöhung (g.E.). Große Erhöhung bedeutet, daß die Waffe bis maximal auf 70° nach oben gerichtet werden konnte, und damit „fla-fähig“ war. Bei den Vorläufer-Modellen war das nicht möglich. Die Änderung war dringend nötig geworden, weil die Luftbedrohung immer massiver wurde. Installiert war der Waffenstand auf den Flotten-Torpedobooten, Flottenbegleitern, Minensuchern (Typen 1935 und 1943), Ari-Fährprähmen und anderen Kampfschiffen der deutschen Kriegsmarine. Nach Schmalenbach, er war Ari-Offizier auf dem schweren Kreuzer PRINZ EUGEN, gab es in der Zeit des Zweiten Weltkrieges bei der Kriegsmarine fünf verschiedene Konstruktionen von 105-mm-Einzel-Lafettierungen. Etwas verändert gab es auch eine Tauchboot-Lafette U/36. Es ist verständlich, daß die teils sehr undeutlichen Fotos aus dieser Zeit nicht immer richtig zugeordnet werden können und hier auch in der Literatur über die Jahre einiges durcheinander gekommen ist. Ebenso gibt es keine durchgängigen und einheitlichen Dokumentationen über diese Rohrwaffen. Nach meinen Unterlagen habe ich versucht, den Waffenstand mit der genannten Bezeichnung zu rekonstruieren. Ich möchte nicht behaupten, daß er in jedem Detail exakt so ausgesehen hat. Von einigen Hobbyfreunden habe ich teils recht gute Zeichnungen, DV´s (Dienstvorschriften) und einige Fotos aus ihren Sammlungen erhalten. Insbesondere möchte ich mich daher bei den Herren Peter Hurler, Lothar Tabbert und Waldemar Seiß bedanken.

In geringen Stückzahlen wurden für die Torpedoboote der „Raubtier“-Klasse 105-mm-SK C/28 in MPL C/28 als Weiterentwicklungen der Waffenstände C/16 aus dem Ersten Weltkrieg hergestellt (sind später auch auf die vorherige „Raubvogel-Klasse“ gekommen). Die Geschützstände hatten einen in der Draufsicht vorn gerundeten Splitterschutz und eine nicht-fla-fähige Rohrerhöhung von nur 30°. Der hier behandelte Waffenstand C/32 vom Hersteller Rheinmetall wurde die Ari-Hauptbewaffnung für die in den 30er-Jahren gebauten kleineren Kampfschiffe der Kriegsmarine. Ursprünglich betrug die Rohrerhöhung nur 50°. Sie wurde mit der Lafette samt Schutzschild „g.E.“ auf 70° gebracht. Gleichzeitig wurde die Zünderstellmaschine Typ „ZM C/38“ in Schrägstellung an der linken Splitterschutzwand angebaut. Zuvor gab es Zünderstellmaschinen, die auf Böcken und zentrischen Schienen um das Geschütz gefahren wurden. Mit den Stellmaschinen „am Turm“ wurden kürzere Ladezeiten möglich. Auch die 105-mm-Zwillinge C/31 hatten am Splitterschutz zwei Stellmaschinen. Die 512 kg schweren Bodenstücke (a) hatten einen Fallblock-Verschluss. Mittig über dem Rohr war der Bremszylinder (b)(mit 5,6 Liter Bremsflüssigkeit) und an den Seiten unter dem Rohr die beiden Zylinder der Vorholeinrichtung (c) angeordnet. Die Federn im Innern ziehen das Rohr nach dem Schuß wieder nach vorn. Das Rohr (d) liegt in der Wiege (e). Weil das Rohr beim Schuß nach hinten gleitet, war der gesamte Rohrbereich bei (f) metallblank und in der Praxis eingefettet. Das sollte man beim Modellnachbau beachten. Bei Museumsexponaten ist dieser Bereich meist auch mit Farbe gestrichen (Rost). Den Rücklaufbereich habe ich beim Schnitt M-M als (g) angegeben (bei größter Rohrerhöhung schlägt das Bodenstück fast auf dem Deck auf). Er war bei waagerechtem Schuß 310 mm groß und bei 70° Rohrerhöhung 320 mm. Einen Rücklaufanschlag gab es bei 345 mm. Auf dem hinteren Teil der Waffe (1), welche insgesamt 4705 mm lang ist, sieht man die Granaten-Einzugsvorrichtung (h). Ein E-Motor (j) treibt zwei Gummiwalzen im Bodenstück an, welche die 24 kg schweren und 1.050 mm langen Patronen in den Ladungsraum ziehen. Das 1.585 kg schwere Rohr ist 45 Kaliber lang, hat 32 Züge und eine Lebensdauer von 4.100 Schuß. Der Gasdruck im Rohr betrug 2.700 kg/cm², er verlieh den 15,1 kg schweren, 459 mm langen und mit 4,05 kg Pulver gefüllten Sprenggranaten eine Vo (Anfangs- oder auch Mündungsgeschwindigkeit) von 785 m/s. Das entspricht einer Rückstoßkraft von über 23 Tonnen. Zwölf Sockelflanschschrauben (Gewinde-Ø 38 mm) mußten diese enorme Kraft aufnehmen (Schnitt F-F). Die Schußweite betrug über 15 km und die Schußhöhe 9,3 km.

Der Höhenrichtmann saß links und der Seitenmann rechts. Beide hatten vor sich die Kurbeln für die Richtmaschinen (6) und die Zielfernrohre (4, jene an der linken Seite ist spiegelbildlich). Die Tragarme für die Zielfernrohre hatten ein Gegengewicht (k). Eine Umdrehung an den Kurbeln entsprach einer Verstellung von jeweils 3° (Seite und Höhe gleich). Der Splitterschutz hat vorn neben dem Einschnitt für das Rohr zwei Zielscharten (l). Sie werden beim Hafenbetrieb von insgesamt vier Scharten-Klappen (m) verschlossen. Der Splitterschutz war aus 8-mm-Stahlblech zusammengenietet. Allein er wog 1.075 kg (die leichte Ausführung von 5-mm-Blech nur 700 kg), die Lafette (3) 2.067 kg, Wiege mit Bremse und Vorholern 795 kg und der gesamte Waffenstand zwischen 5.770 und 7.060 kg (je nach Ausführung). Der auf dem Deck nötige Bedienungsradius betrug 2,29 m (Minimum) bis 2,78 m. Pro Waffenstand waren bei den Flotten-Torpedobooten 700 und bei den Flottenbegleitern 200 Patronen an Bord. Und ebenfalls interessant: Die Gesamtkosten für ein Geschütz 105-mm-C/32 betrugen seinerzeit 67.000,- Reichsmark (25.300,- RM nur die Lafette mit Elektrik).

Der Richtzahnbogen (n) wird innerhalb der Lafette von einem Ritzel (o) des Höhen-Richtantriebs angetrieben. Die Lafette konnte ich nur relativ vereinfacht darstellen, weil mir Unterlagen dazu fehlten. Die rechte Seite des Geschützes (Schnitt M-M) konnte aus einem Foto gut rekonstruiert werden. Von der anderen Seite (Schnitt N-N) hatte ich leider kein Foto. Hier habe ich nach anderen ähnlichen Waffenständen gezeichnet. N-N zeigt die maximale Rohrerhöhung und dabei ist die „Blickrichtung“ des Zielfernrohres mit (p) bezeichnet. Der kastenartige Splitterschutz wird viermal getragen. Die vordere Wand ist an den Flächen (q) angeschraubt und die Seitenwände werden von Rohrträgern (r) an (5) gehalten. An ihnen ist jeweils der in Höhe und nach Länge verstellbare Schützensitz befestigt und ein Arm (s) für die Fußstützen (t). Das Abfeuergestänge (u) wirkt über eine Achse (v) in die Lafette hinein. Schließlich ist (w) eine Abfeuersicherung.

Die Torpedoboote der Typen 1935 und 1937 hatten nur je einen 105-mm-Waffenstand auf dem Achterdeck um sich gegen Verfolger wehren zu können. Bei Minenzuladung sollte zudem aus Sicherheitsgründen auf einen Einsatz dieser Waffe verzichtet werden. Schnell wurde diese Bewaffnung als viel zu gering erkannt. Deshalb erhielten die Flotten-Torpedoboote vom Typ 1939 (meine 1:100- und 1:75-Modellpläne) vier Waffenstände 105-mm-C/32, einer auf der Back, zwei am Heck überhöht und der vierte, mit zu geringen Bestreichungswinkeln, vor dem hinteren Schornstein. Oft sah man, wie auf Blatt 2 rechts-unten dargestellt, Rettungsflöße in Aufschwimm-Lagern an den seitlichen Splitterschutzwänden. Ebenfalls auf Blatt 2 habe ich oben gezeigt, wie die Stahlhelme (Blatt 1 rechts-unten) der Geschützbedienung an beiden „Turmseiten“ in Halterungen hängen. Beim normalen Seebetrieb wird die Waffe gegen die Wirkungen des Seegangs (auf die Richtgetriebe) gezurrt. Eine Stütze (x) wird dazu in eine T-Nut an der Unterkante des Bodenstücks gegen das Deck gestellt. Zwei Spannschrauben (y) ziehen das Bodenstück gegen diese Stütze.

1942 gingen Geschützstände C/32 als Waffenhilfe nach Finnland. Dort wurden sie auch in Küstenbatterien verwendet. Vermutlich waren auch mehrere auf dem Schulkreuzer EMDEN ab Sommer 1944 installiert. Daneben hatten 105-mm-C/32-Rohrwaffen auch:

-       3 x Minenleger BRUMMER,

-       1 x Ari-Schulschiff BRUMMER in Position 2,

-       3 x Aviso GRILLE  ab 1939,

-       2 x Tender HELA,

-       2 x Tauchboot-Begleitschiff WILHELM BAUER,

-       je 2 x TS-Boot-Begleitschiffe TANGA und CARL PETERS

-       auch einige TA´s (Torpedoboote Ausland) fuhren 105-mm-C/32.

Jürgen Eichardt

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